Pläne der EU-Kommission:Brüssel droht unkooperativen Staaten in der Flüchtlingskrise

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Flüchtlinge, die von der italienischen Marine im Mittelmeer gerettet wurden erreichen Ende Mai den Hafen von Reggio Calabria in Süditalien. (Foto: AFP)
  • Nach dem Vorbild des Flüchtlingspakts mit der Türkei will die EU-Kommission mit mehreren Ländern in Afrika und im Nahen Osten Migrationsabkommen abschließen.
  • Mit wirtschaftlichen Anreizen sollen die Partnerstaaten dazu ermuntert werden, geflüchtete Bürger zurückzunehmen.
  • Mangelnde Kooperation soll hingegen negative Konsequenzen nach sich ziehen.

In der Flüchtlingskrise will die EU-Kommission unkooperativen Partnern in afrikanischen Staaten und im Nahen Osten mit "Konsequenzen" drohen. Das geht aus dem Entwurf einer Mitteilung der Kommission hervor, der der Nachrichtenagentur dpa in Brüssel vorliegt. Im Blick hat die EU-Behörde dabei insbesondere die Entwicklungspolitik und Handelsbeziehungen. An diesem Dienstag will sie das Papier offiziell in Straßburg vorstellen.

Länder, die Migranten nicht einfach weiterreisen lassen oder zurücknehmen, sollen hingegen belohnt werden. In dem Papier ist von "positiven und negativen Anreizen" die Rede. Bisher, so die EU-Kommission, sei die "Nachricht, dass Migrationsfragen jetzt oben auf der Prioritätenliste der EU-Außenbeziehungen stehen" noch nicht bei allen Partnerländern angekommen.

Trotz laufender Gespräche habe sich die Kooperation mit Drittstaaten nicht deutlich verstärkt, vor allem nicht, wenn es um Rückführungen und Wiederaufnahme von Migranten aus Europa gehe. Künftig soll die EU nach Vorstellungen der Brüsseler Behörde "Migrationspartnerschaften" vor allem mit afrikanischen und nahöstlichen Staaten schließen. In dem Entwurf ist die Rede von Jordanien, dem Libanon, Tunesien, Nigeria, dem Senegal, Mali, Niger, Äthiopien und Libyen.

Mehr Geld und "maßgeschneiderte Lösungen"

Dabei will Brüssel den Staaten auch mehr Geld in Aussicht stellen. Aus vorhandenen Mitteln sollen dafür bis 2020 etwa acht Milliarden Euro eingesetzt werden, wie EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos der Zeitung Die Welt sagte. Im Herbst will seine Behörde einen Investitionsplan zur Bekämpfung von Fluchtursachen vorstellen.

Durch private und öffentliche Investitionen könnten bis zu 31 Milliarden Euro zusammenkommen, rechnet Avramopoulos vor. "Wenn sich auch die Mitgliedstaaten und andere Partner entsprechend beteiligen, könnten am Ende sogar Investitionen von bis zu 62 Milliarden Euro mobilisiert werden", erklärt er.

Als Vorbild für die Zusammenarbeit soll laut EU-Kommission die Türkei dienen. "Das wird aber keine bloße Kopie sein", so Avramopoulos. "Wir wollen vielmehr maßgeschneiderte Maßnahmen für jedes einzelne Land." Laut Avramopoulos geht es um die Rücknahme illegaler Migranten, den Kampf gegen Menschenschmuggler oder Grenzschutz. Nachbarländer von Krisenstaaten sollen ermutigt werden, noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Eine reformierte Blue Card soll qualifizierten Migranten legale Wege nach Europa öffnen.

© SZ.de/AFP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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