Peru:Fujimoris Tochter bringt Perus Präsidenten zu Fall

Lesezeit: 2 min

Perus Präsident Pedro Pablo Kuczynski gibt seinen Rücktritt bekannt. (Foto: REUTERS)

Pedro Pablo Kuczynski tritt nach nur 20 Monaten zurück und kommt damit einer Amtsenthebung wegen Korruption zuvor. Der Rücktritt ist ein Zeichen für den immer noch großen Einfluss des Fujimori-Clans.

Von Boris Herrmann, Rio de Janeiro

Vor knapp zwei Jahren haben die Peruaner den ehemaligen Weltbankmanager Pedro Pablo Kuczynski zu ihrem Präsidenten gewählt - weniger aus Zuneigung, eher aus Mangel an Alternativen. Die ohnehin recht geringen Hoffnungen, die auf dem unter seinem Kürzel bekannten PPK ruhten, beschränkten sich darauf, dass er die Korruption bekämpfen und die Rückkehr des Fujimori-Clans an die Macht verhindern würde. Beide Hoffnungen hat er enttäuscht. Am Mittwoch ist Kuczynski, 79, nach gerade einmal 20 Monaten von seinem Amt zurückgetreten.

Er kam damit seiner absehbaren Amtsenthebung am Donnerstag zuvor, immerhin diese Demütigung hat er sich erspart. Zum Verhängnis wurde ihm einerseits seine mutmaßliche Verstrickung in den gigantischen Korruptionskomplex um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht. Aber entscheidender war wohl die Schlammschlacht im Hause seiner Gegner Fujimori. PPK war angetreten, um den Einfluss der Familie des ehemaligen Diktators Alberto Fujimori einzudämmen. Und es ist mehr als ein kleiner Treppenwitz der Geschichte, dass ihn genau dieser Einfluss nun zu Fall brachte.

Der Fall Fujimori
:Ein Polit-Thriller erschüttert Peru

Als Staatschef ließ Alberto Fujimori morden und hunderttausende Frauen zwangssterilisieren. Durch einen windigen Deal wurde er nun begnadigt. Das spaltet das Land - und sogar die Familie Fujimori.

Von Boris Herrmann

Alberto Fujimoris Tochter Keiko, 42, hatte die Präsidentenwahl 2016 gegen Kuczynski verloren. Nun trieb sie als Oppositionsführerin das zweite Impeachment gegen Kuczynski wegen "moralischer Unfähigkeit" voran. Sie begründete das mit dem Odebrecht-Skandal, ungeachtet der Tatsache, dass auch sie von Kronzeugen beschuldigt wird, Schmiergeld für ihre Wahlkämpfe genommen zu haben. Aber um solche Details geht es nicht wirklich.

Es geht um einen Geschwisterkrieg, um die Frage, wer die Fujimori-Partei lenkt und früher oder später vielleicht das ganze Land. Keiko Fujimoris Bruder Kenji, 37, hatte alles daran gesetzt, genügend Abweichler im Parlament zu organisieren, um den Sturz Kuczynskis, also den Plan seiner Schwester, zu verhindern. Dafür soll er versucht haben, Abgeordnete zu bestechen, indem er ihnen Geld für Bauprojekte in ihren Wahlkreisen versprach. Das wurde publik, weil Keikos Anhänger am Mittwoch heimlich mitgeschnittene Videos veröffentlichten, die den Stimmenkauf zur Rettung des Staatschefs beweisen sollen. Wenig später erklärte Kuczynski seinen Rücktritt. Punkt für Keiko.

Keiner für Kenji. Das war die nächste Etappe im Geschwisterstreit um die Macht: Im Dezember hatte ihr der kleine Bruder noch eins ausgewischt, indem er die Absetzung des Präsidenten verhinderte. Als Gegenleistung schenkte der Präsident Kenjis geliebtem Vater Alberto Fujimori vorzeitig die Freiheit - ein selbst für lateinamerikanische Verhältnisse schmutziger Deal. Alberto Fujimori war 2007 unter anderem wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen zu 25 Jahren Haft verurteilt worden.

Wie es jetzt weitergeht in einem Land, in dem alle lebenden Ex-Präsidenten von Korruptionsvorwürfen belastet sind? Am Freitag übernimmt verfassungsgemäß Kuczynskis Vizepräsident Martín Vizcarra, 55, das höchste Staatsamt, ein Mann, der vor wenigen Monaten als Transportminister zurücktrat - um einer Amtsenthebung wegen Korruption zuvorzukommen. Er reist aus Kanada an, wo er bis eben die peruanische Botschaft leitete. Es ist keine gewagte Prognose, dass Keiko Fujimori auch im Fall Vizcarras auf moralische Unfähigkeit plädieren wird. Sie setzt auf Neuwahlen, natürlich mit ihr selbst als Spitzenkandidatin.

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

3000 Jahre alt
:Der Schatz der Olmeken kehrt endlich heim nach Mexiko

Ein Urteil des Landgerichts München gegen den Kunsthändler Leonardo Patterson beendet die jahrelange Odyssee durch den internationalen Kunsthandel. Ermittler aus mehreren Ländern sind ihm schon lange auf den Fersen.

Von Sebastian Schoepp

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: