Papst Franziskus:Er kommt, bald

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Hier noch im Vatikan - bald in Deutschland? (Foto: dpa)

Papst Franziskus will Deutschland besuchen - über den Zeitpunkt wird noch spekuliert.

Von Matthias Drobinski, München

Es geschah in tiefer Nacht, auf einem fernen Kontinent, von Deutschland aus gesehen jedenfalls. Papst Franziskus flog zu dieser Stunde Richtung Ecuador, im Flugzeug gab es das traditionelle Gespräch der mitreisenden Journalisten mit dem Pontifex, irgendwann fragte einer: und Deutschland? Nun ja, antwortete Franziskus, Bundeskanzlerin Merkel habe ihn eingeladen, das sei "eine sehr gute Sache", die Reise solle eine europäische Friedensmission werden. Ein Datum hat der Papst im Flugzeug nicht genannt, er machte aber nach den Angaben der Katholischen Nachrichtenagentur klar, dass es sich "um eine aktuelle Reiseplanung" handele.

Der Papst in Deutschland, bald! Welche Aufregung! Im Gegensatz dazu steht das Staunen im Bonner Sekretariat der deutschen Bischofskonferenz im Angesicht dieser Meldung. Von konkreten Planungen wisse man nichts, heißt es dort. Auch Federico Lombardi, der Sprecher des Vatikans, erklärt, einen konkreten Plan gebe es noch nicht.

Ein Insider jedoch raunt: "Da scheint was dran zu sein." Kanzlerin Merkel hat Franziskus bereits bei ihrem Rom-Besuch im Februar eingeladen. Aus Sicht des Vatikans muss aber auch das Staatsoberhaupt einladen - und siehe da, auch Bundespräsident Joachim Gauck hat Franziskus mitteilen lassen, dass er sich freuen würde, wenn der Papst nach Deutschland käme. Der Papst ist also offiziell nach Deutschland eingeladen und hat gesagt, dass er die Einladung annimmt.

Er kommt also. Doch der optimale Termin dürfte gar nicht so leicht zu finden sein, und der Grund dafür ist bald ein halbes Jahrtausend alt. Es rollt ja noch ein anderes Großereignis auf die Christen in Deutschland zu: Am 31. Oktober 2017 ist es 500 Jahre her, dass Martin Luther in Wittenberg seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlichte, was gemeinhin als Beginn der Reformation angesehen wird. Mit einiger Mühe haben sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz darauf geeinigt, ökumenisch verbunden der Reformation zu gedenken, mit einer gemeinsamen Pilgerfahrt der Kirchenspitzen ins Heilige Land im Oktober 2016, einem gemeinsamen Bußgottesdienst und einem großen ökumenischen Kirchentag. Ein Papstbesuch in dieser Zeit stieße auf die geringe Freude der EKD, die schlimmstenfalls mit ansehen müsste, wie die Katholiken Luther zu einem der ihren erklären. Ein Papstbesuch 2017 sei nicht hilfreich, erklärten deshalb unisono der katholische Bischofskonferenzvorsitzende Kardinal Reinhard Marx und der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, als sie am vergangenen Dienstag das gemeinsame Programm zum Reformationsgedenken vorstellten.

Da es bis 2018 noch ein bisschen hin ist und das Jahr 2015 durchgeplant, bleibt nur das kommende Jahr 2016 für den Besuch des Mannes, der da gerade seine Kirche durchschüttelt. Auch 2016 wird er etwas zu Martin Luther, der Reformation und über die Ökumene sagen müssen. Als im September 2011 Papst Benedikt dies bei seinem Deutschlandbesuch tat, waren die evangelischen Glaubensgeschwister bestenfalls halb zufrieden: Er würdigte zwar Luther als glaubensstarken Gottsucher, verkündete aber auch harsch, er bringe kein "ökumenisches Gastgeschenk" mit. Probleme des reichen Deutschlands sind das, 10 000 Kilometer Luftlinie, sieben Stunden Zeitverschiebung und eine Lebenswelt entfernt von Quito in Ecuador, wo der Papst, dem Flugzeug entstiegen, zum Schutz der Ureinwohner und anderer Minderheiten aufruft. Lateinamerika stehe immer noch in ihrer "Schuld". Auch bei seiner ersten Messe dieser Reise, vor knapp einer Million Menschen in der ecuadorianischen Hafenstadt Guayaquil, rückt Franziskus den Schutz der Menschen am Rande in den Mittelpunkt. "Gott nähert sich immer den Peripherien derer, die ohne Wein geblieben sind, die nur Mutlosigkeit zu trinken haben", sagt er. Ein Thema, das er wohl auch mit nach Deutschland bringen wird.

Die Hand zum Gruße: Der Papst ist derzeit auf Südamerika-Reise. (Foto: AFP)
© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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