Pakistan:Ein neues Peshawar

Lesezeit: 2 min

Bewaffnete töten bei einem Angriff auf eine pakistanische Universität 20 Menschen. Zu dem Anschlag bekennt sich dieselbe Taliban-Fraktion, die 2014 eine Schule in Peshawar überfiel und mehr als 100 Kinder tötete.

Taliban-Kämpfer haben im Nordwesten Pakistans eine Universität gestürmt und mindestens 20 Menschen getötet. Das Militär brauchte am Mittwoch mehrere Stunden, um das Gebäude in der Stadt Charsadda wieder unter Kontrolle zu bekommen. Laut Polizei wurden vier der radikalislamischen Attentäter getötet. Soldaten durchkämmten auf der Suche nach möglichen weiteren Angreifern nahe gelegene Gebiete. Ein Teil der Taliban verurteilte die Terrorattacke.

Charsadda liegt etwa 35 Kilometer außerhalb von Peshawar, wo die Taliban im Dezember 2014 eine von der Armee betriebene Schule angegriffen hatten. Damals wurden mehr als 150 Menschen getötet. Die meisten Opfer waren Kinder.

Der stellvertretende Polizeichef Tahir Zafar sagte, der Angriff auf die Bacha-Khan-Universität habe morgens kurz nach Öffnung für den Unterricht begonnen. Wie viele Angreifer auf dem Campus waren, sei nicht klar gewesen. Sie seien über hintere Mauern auf das Hochschulgelände geklettert und hätten auf einen Wachmann geschossen, sagte der Polizeibeamte Saeed Khan Wazir. Anschließend seien sie zum Verwaltungsgebäude und zu den Wohnheimen männlicher Studenten vorgedrungen.

1 / 5
(Foto: Mohammad Sajjad/AP)

Pakistanisches Militär vor der Bacha Khan Universität in Charsadda, unweit der Stadt Peshawar, wo die Taliban bereits 2014 eine Schule angegriffen hatten.

2 / 5
(Foto: Mohammad Sajjad/AP)

Ein Helikopter der pakistanischen Armee bei der Landung. Das Militär brauchte am Mittwoch mehrere Stunden, um das Gebäude unter Kontrolle zu bekommen.

3 / 5
(Foto: Arshad Arbab/dpa)

Der Angriff der Taliban habe nach Aussagen der Polizei bereits morgens kurz nach der Öffnung der Universität begonnen.

4 / 5
(Foto: Caren Firouz/Reuters)

Militär und Polizei wurden an den Campus beordert, wo die Angreifer zum Verwaltungsgebäude und den Studentenwohnheimen vorgedrungen seien.

5 / 5
(Foto: Arshad Arbab/dpa)

Das Militär geht im Nordwesten des Landes und den Stammesregionen nahe der afghanisch-pakistanischen Grenze immer wieder gegen Extremisten vor.

Soldaten und Polizisten wurden zum Campus beordert, wo sie sich heftige Feuergefechte mit den Angreifern lieferten. Auch mehrere Explosionen waren zu hören. Fernsehaufnahmen zeigten Militär, flüchtende Menschen und Krankenwagen, die Verletzte abtransportierten. Der Augenzeuge Mohammad Ishtiaq sagte, er sei aus dem Obergeschoss eines Gebäudes gesprungen, als er Schüsse gehört habe. Er habe sich ein Bein gebrochen. Er berichtete von fünf Angreifern mit automatischen Sturmgewehren.

Der mutmaßliche Drahtzieher des Massakers von Peshawar im Dezember 2014 - Taliban-Kommandeur Khalifa Umar Mansoor - übernahm in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur AP die Verantwortung für den Angriff am Mittwoch. Die Attacke von vier Kämpfern sei Vergeltung für die Tötung Dutzender Taliban durch pakistanische Sicherheitskräfte in den vergangenen Monaten, sagte er. Der Sprecher der größten Taliban-Fraktion in Pakistan, Mohammad Khurasani, verurteilte den Überfall hingegen als "unislamisch". Der Chef der pakistanischen Taliban, Mullah Fazlullah, habe mit dem Angriff nichts zu tun. Die Verantwortlichen würden vor ein islamisches Gericht gestellt. Studenten seien keine Militärmitarbeiter, sie könnten vielmehr als Anhänger für die Taliban gewonnen werden.

Ministerpräsident Nawaz Sharif kündigte einen unnachgiebigen Kampf gegen die Taliban und andere Extremisten an. "Wir sind unbeirrt und entschlossen in unserer Verpflichtung, die Bedrohung des Terrorismus für unsere Heimat auszurotten", sagte er.

Die Bacha-Khan-Universität ist nach dem Gründer einer liberalen Anti-Taliban-Partei benannt, deren Mitglieder immer wieder Ziel von Angriffen radikaler Islamisten waren. Der Nordwesten Pakistans und vor allem die gesetzlosen Regionen an der Grenze zu Afghanistan sind ein Sammelbecken für Extremisten. Die Regierung geht dort seit 2014 mit einer Militäroperation gegen Aufständische vor. Erst am Dienstag hatte ein Selbstmordattentäter am Stadtrand von Peshawar auf einem Motorrad einen Kontrollpunkt der Polizei angegriffen, elf Menschen getötet und 21 verletzt.

© SZ vom 21.01.2016 / AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: