Pakistan:Appelle des Außenministers

Lesezeit: 2 min

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier unterwegs zwischen Kabul und Islamabad. (Foto: Rainer Jensen/dpa)

Frank-Walter Steinmeier wirbt für eine Aussöhnung der Atommacht Pakistan mit den Nachbarn Afghanistan und Indien.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat die Atommacht Pakistan zu neuen Schritten für eine Aussöhnung mit den beiden Nachbarn Indien und Afghanistan aufgefordert. Bei einem Besuch in Islamabad appellierte er am Montag an alle Seiten, wieder das Gespräch zu suchen, um bestehende Schwierigkeiten zu überwinden.

Das Verhältnis zwischen Pakistan und den beiden Nachbarn ist seit Langem schwer belastet. Indien und Pakistan streiten seit Jahrzehnten um die Provinz Kaschmir. An der Grenze gibt es immer wieder militärische Zusammenstöße. Im Streit mit Afghanistan geht es vor allem um das Verhältnis zu den radikal-islamistischen Taliban-Milizen. Kabul wirft Islamabad vor, die Extremisten zu unterstützen. Nach einem Treffen mit Ministerpräsident Nawaz Sharif sprach Steinmeier von einer Chance auf echte Fortschritte im Kampf gegen den Terrorismus in der Region. "Es muss auch hier in der Region Möglichkeiten geben, zueinander zu kommen, selbst wenn wichtige Fragen kurzfristig zur Lösung nicht anstehen."

Von der Vollstreckung der Todesstrafe will Islamabad trotz scharfer Kritik nicht lassen

Der SPD-Politiker kam auch mit Armeechef Raheel Sharif zusammen. Das Militär hat in Pakistan auf alle politischen Entscheidungen großen Einfluss. Insbesondere drang Steinmeier auf eine Wiederaufnahme der Gespräche mit Afghanistan. Ohne eine Annäherung zwischen beiden Staaten werde der Kampf gegen den Terrorismus keinen Erfolg haben. "Ich weiß um die Belastungen aus der Vergangenheit. Dennoch möchte ich beide Seiten bitten, diesen Prozess der Annäherung fortzusetzen." Im gleichen Sinne hatte er am Sonntag mit dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani gesprochen. Dies sei der "einzige vernünftige Weg", um den seit Jahrzehnten dauernden Konflikt zu beenden. "Afghanistan und Deutschland bleiben gute alte Freunde. Das ist eine Freundschaft ohne einen Endtermin", hatte Steinmeier dort betont. Wegen der jüngsten Anschläge fand der Besuch unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt.

Keinen Erfolg hatte der Minister in Islamabad mit seiner Bitte, auf weitere Hinrichtungen zu verzichten, die er als "unmenschliche Art der Bestrafung" bezeichnete. In der örtlichen Zeitung The Nation hatte Steinmeier ebenfalls an die Regierung appelliert, das früher geltende Moratorium zur Todesstrafe wieder einzusetzen. Der außenpolitische Berater des Ministerpräsidenten, Sartaj Asis, meinte dazu nur, darüber könne man "nachdenken", wenn die aktuelle Bedrohung durch den Terrorismus vorbei sei. Steinmeier gab zu: "Ich habe den Eindruck, dass unsere Argumente zumindest kurzfristig nicht überzeugen." Pakistan hatte nach einem terroristischen Anschlag auf eine Armeeschule mit mehr als 140 Toten im vergangenen Dezember wieder mit Hinrichtungen begonnen. Seither wurden etwa 200 Todesurteile vollstreckt. International erntete das Land damit massive Kritik.

© SZ vom 01.09.2015 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: