Organspende:Mutige Nachbarn

In den Niederlanden muss man künftig einer Organspende explizit widersprechen. So sollte es auch in Deutschland sein.

Von Astrid Viciano

Endlich haben sich die Niederländer getraut! Sie wollten nicht länger hinnehmen, dass täglich Menschen sterben, weil sie ein dringend benötigtes Organ nicht erhalten. Das wird sich nun ändern, zumindest ein wenig. Künftig werden in den Niederlanden alle Erwachsenen automatisch Organspender sein - wenn sie dem nicht explizit widersprechen. Das ist ein guter Moment, auch in Deutschland erneut über diese Widerspruchslösung zu diskutieren.

Denn hier ist es bislang genau umgekehrt: Menschen müssen sich aktiv für eine Organspende registrieren lassen. Damit wird Deutschland in Europa allmählich zum Sonderfall; die meisten anderen Länder haben längst eine Widerspruchslösung eingeführt. Zum Sonderfall mit traurigen Rekorden. Die Anzahl der Organspender stand in Deutschland im vergangenen Jahr auf einem Tiefstand; es gab nur 9,3 Spender pro Million Einwohner. In Spanien dagegen sind es 46,9 Spender pro Million; ein Grund dafür ist die dort längst eingeführte Widerspruchslösung.

Ein weiterer Grund ist, dass die Transplantationsbeauftragten dort hervorragend organisiert sind - und eigens geschult. Denn kompetente Gesprächspartner können helfen, die Ängste vieler Patienten und Angehöriger abzubauen und das Vertrauen in die Transplantationsmedizin zu stärken, das doch sehr gelitten hat in Deutschland. Es braucht dieses Vertrauen, um schwer kranken Menschen mit einem neuen Organ ein neues Leben zu ermöglichen.

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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