Opel:Legende von der Augenhöhe

Peugeot soll den deutschen Hersteller verschonen? Das glauben nur Naivlinge.

Von Thomas Fromm

In der Welt der Unternehmen ist es ein sehr berechenbares Ritual: Bevor ein Unternehmen ein anderes kauft, werden Versprechungen gemacht und es wird eine rosige Zukunft gemalt: Die Übernahme ist für alle das Beste, und schon bald gibt es nur noch gute Zeiten. Wir kommen als Freunde, nicht als Feinde.

Die Legende von zwei Partnern auf Augenhöhe wird auch im Fall der immer wahrscheinlicher werdenden Übernahme von Opel durch die französische PSA-Gruppe gepflegt. Arbeitsplätze und Standorte sollen vorerst erhalten werden? So etwas hat man schon oft gehört - und oft kam es dann irgendwann anders. Realistisch ist: Bis Ende 2018 könnten die Franzosen zwar auf betriebsbedingte Kündigungen bei Opel verzichten - allerdings sind zwei Jahre in der Welt der Autoherstellung ein sehr überschaubarer Zeitraum. Zwei Jahre, in denen kein PSA-Manager mit dem Rasenmäher durch Opel-Werke zieht, heißen nicht, dass nun alle verschont werden.

Man könnte nach einiger Zeit in Paris zu folgendem Schluss kommen: Der Markt für die beiden im Grunde sehr ähnlichen Hersteller ist doch enger, als man dachte. Zu viele Fabriken sind zu schlecht ausgelastet, und neue Technologien für autonome Autos und Elektromobilität kosten sehr viel Geld. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Jobs dann da gestrichen werden, wo es aus französischer Sicht am wenigsten wehtut: bei Opel.

© SZ vom 20.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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