Öffentlicher Dienst:Zahltag

Warum die Streiks legitim - und eigentlich ein Arbeitskämpfchen sind.

Von Detlef Esslinger

Nächste Woche werden sich die Gewerkschaften mit Bund und Kommunen auf einen Tarifvertrag einigen, so wahr der neue Innenminister Horst Seehofer heißt. Erstens sind die Gespräche weit gediehen. Zweitens wird Seehofer bestimmt nicht zum Einstand die Verhandlungen scheitern lassen und sich den Unwägbarkeiten einer Schlichtung ausliefern. Warum dann jetzt die Streiks?

Weil sie nötig sind. Zwar verfolgen sie einen anderen Zweck als jene, zu denen am Montag Verdi und der Journalistenverband bei Zeitungen aufriefen. Dort geht es wirklich darum, Druck auf die Arbeitgeber aufzubauen, die Positionen beider Seiten liegen weit auseinander. Beim öffentlichen Dienst hingegen geht es vor allem darum, neue Mitglieder zu gewinnen sowie den bisherigen Mitgliedern ein Erlebnis von Stärke zu verschaffen. Beides soll man nicht gering schätzen. Mitglieder werben und halten, das geht am besten durch Inszenierung eines Arbeitskampfs.

Trotz der 800 gestrichenen Lufthansa-Flüge: Gemessen am Streik der Piloten oder dem Arbeitskampf in den Kitas vor drei Jahren ist dies nur ein Arbeitskämpfchen. An starken Gewerkschaften, die die Interessen vieler verschiedener Berufsgruppen bündeln, haben auch Bund und Kommunen ein Interesse. Die Schäden und der Ärger in dieser Woche sind der Preis dafür.

© SZ vom 10.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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