Obama: Blogschau zur Inauguration:"Der Albtraum ist vorbei"

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Euphorie, Enttäuschung und lahme Server: Die Amtseinführung Barack Obamas hat in Blogs und sozialen Netzwerken ein heftiges Echo ausgelöst.

Nicht nur im echten Leben musste man auf den Aufritt Barack Obamas bei der Inauguration lange warten. Selbst im Netz sorgte die Amtseinführung für Stau und Massenaufläufe.

Die Rede Barack Obamas wird von internationalen Blogs unterschiedlich bewertet. (Foto: Foto: dpa)

"Wir registrierten fünf Mal mehr Kurznachrichten pro Sekunde als sonst", vermeldete Twitter-Mitgründer Biz Stone in einem Blog. Der Kurznachrichtendienst war zeitweise nicht zu erreichen, Begründung: "over capacity", die Server waren überlastet.

Überhaupt zeigte die Netzgemeinde ein gewaltiges Mitteilungsbedürfnis. Bei cnn.com klickten binnen zehn Stunden über 20 Millionen Menschen einen Livestream zu den Feierlichkeiten in Washington. Über eine Facebook-Applikation auf der Seite des TV-Netzwerks setzten User im Laufe des Tages 1,5 Millionen Wortmeldungen ab. Allein während Obamas Rede gingen durchschnittlich 8500 Nachrichten ein - pro Minute.

Etwas mehr Zeit ließen sich Blogger weltweit für die Einschätzung der Antrittsrede Obamas. Kommentator und Kolumnist Thomas L. Friedman von der New York Times schreibt, dass Amerika nun, da ein Schwarzer Präsident ist, nicht stehenbleiben dürfe. "Wir müssen jetzt weiter Geschichte schreiben - eine Geschichte, die Amerika neu belebt. Das ist für mich die Essenz von Obamas Rede."

Arianna Huffington, Gründerin des linksliberalen Blogs Huffington Post äußerte sich beeindruckt. "Es hatte etwas Mächtiges, einem der jüngsten Präsidenten aller Zeiten dabei zuzuschauen", schrieb sie über Obama, "wie er Amerika auffordert, endlich erwachsen zu werden."

Der konservative Redstate-Blog zeigte sich hingegen enttäuscht. Zwar gelte es, der Präsidentschaft Obamas Zeit zu geben und sich mit verfrühten Urteilen zurückzuhalten, aber dennoch: "Ich war enttäuscht. Barack Obama ist für seine Reden berühmt, also erwartete ich auch einen großen Wurf. Der Präsident mag als Redner beeindruckend gewesen sein, seine Rede aber war es nicht."

Ebenfalls enttäuscht ist der Republikaner-Blog Townhall und macht die hohen Erwartungen im Vorfeld dafür verantwortlich. Die Rede Obamas sei keine schlechte gewesen, "tatsächlich war sie sehr anmutig". Aber den himmelhohen Ansprüchen hätte nur eine Jahrhundertrede standgehalten. Eine solche aber habe Obama nicht abgeliefert.

Euphorisch dagegen schrieb Political Wire, eines der ältesten politischen Blogs in den USA, dass es eine außerordentliche Rede gewesen sei. "Wenn Obama nur regieren wird wie er inspieren kann, dann wird er ein hervorragender Präsident sein."

Das liberale Blog Daily Kos begründete die Freude über Barack Obamas Präsidentschaft auch mit dem Ende der Regierung seines Vorgängers. Dieser Blick zurück ist frei von Wehmut, den ganzen Frust über acht Jahre George W. Bush formuliert das Blog in wenigen Worten: "Dieser lange nationale Albtraum? Er ist vorbei."

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