NSU-Prozess:Zschäpe nicht verhandlungsfähig

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Beate Zschäpe am Donnerstag im Gerichtssaal in München (Foto: dpa)

Beate Zschäpe geht es offenbar noch immer nicht gut. Dennoch erscheint sie wieder beim NSU-Prozess in München - sichtlich widerwillig. Schließlich erklärt das Gericht: Die Hauptangeklagte ist nicht verhandlungsfähig.

Von Tanjev Schultz

Beate Zschäpe betritt um Viertel vor zehn den Gerichtssaal. Offenbar geht es ihr weiterhin nicht gut. Noch schneller als sonst wendet sie sich von den Fotografen ab, ihr schwarz-weißes Halstuch hat sie bis über das Kinn gezogen. Sie sieht bleich aus.

Am Mittwoch war erstmals ein Verhandlungstag im NSU-Prozess komplett ausgefallen, weil Zschäpe sich krank gemeldet hatte. Die Rede war von einem beginnenden Infekt. Am Tag zuvor hatten allerdings auch Gerüchte über eine rätselhafte schlechte Nachricht die Runde gemacht, die Zschäpe empfangen haben soll.

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Trotz aller Kritik hat der NSU-Prozess bisher mehr geleistet, als man ihm zugetraut hatte. Er hat nicht nur Aufklärung gebracht über die Schuld der fünf Angeklagten. Er wirft auch ein Schlaglicht auf 20 Jahre deutsche Geschichte nach der Wende: auf die Entwurzelung der Ostdeutschen, auf das Chaos in den Sicherheitsbehörden - und auf das Verharmlosen des Ausländerhasses.

Ein Kommentar von Annette Ramelsberger

Dass es einer Angeklagten irgendwann während eines langen Prozesses nicht gut genug geht, um der Verhandlung folgen zu können, ist nichts Ungewöhnliches. Was genau Zschäpe auf den Magen geschlagen hat und ob die Übelkeit psychische oder physische Ursachen hat oder beides, ist derzeit unklar. Bisher war sie nicht dadurch aufgefallen, dass sie den Prozess durch Krankheitsmeldungen hätte verzögern wollen.

Nun also ist sie am Donnerstag wieder vor Gericht erschienen - aber sichtlich widerwillig. Sie nimmt Platz, ohne ihren Laptop aufzubauen. Kaum hat der Vorsitzende Richter Manfred Götzl die Anwesenden begrüßt, ergreift Zschäpes Verteidiger Wolfgang Heer das Wort.

Seine Mandantin habe ihm mitgeteilt, dass sie weiterhin an Übelkeit, Magenschmerzen und starken Kopfschmerzen leide. Dennoch sei sie in der Justizvollzugsanstalt nicht untersucht worden. Es sei sogar gesagt worden, sie habe ins Gericht zu kommen - es komme, was wolle. Im Namen seiner Mandantin erklärt Heer Beate Zschäpe sodann für verhandlungsunfähig. Ihr fehle die nötige Konzentration.

Eigentlich sollten Urlaubsbekannte aussagen

Das Gericht unterbricht. Um 12 Uhr 12 setzt das Gericht die Verhandlung fort - aber nur sehr kurz. Richter Götzl erklärt, es liege nun eine Stellungnahme eines Sachverständigen vor. Demnach ist Zschäpe derzeit nicht verhandlungsfähig.

Eigentlich sollten am Donnerstag Urlaubsbekannte von Zschäpe als Zeugen aussagen. Es ist aber nicht das erste Mal in diesem langwierigen Verfahren, dass Termine und Zeugenauftritte verschoben werden müssen. An dem Fortgang des Prozesses hat das bisher nichts geändert.

Zschäpe hat nun Zeit, sich auszukurieren, da für die kommende Woche ohnehin keine Verhandlungstermine angesetzt sind.

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