Nordrhein-Westfalen:Mehr Sexualdelikte, weniger Einbrüche

Lesezeit: 1 min

Trotz vieler Flüchtlinge sinkt die Zahl der Straftaten. Bei Sexualdelikten jedoch steigt der Anteil Nichtdeutscher unter den Tatverdächtigen.

Von Jan Bielicki, Düsseldorf

In Nordrhein-Westfalen hat es 2016 deutlich weniger gemeldete Straftaten gegeben als im Jahr zuvor, trotz der vielen ins Land gekommenen Flüchtlinge. Die Polizei registrierte insgesamt 1,47 Millionen Taten, 48 000 weniger als noch 2015. Das geht aus der polizeilichen Kriminalstatistik hervor, die Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Montag in Düsseldorf vorstellte. Besonders stark ging die Zahl der Wohnungseinbrüche nach unten. Wurden 2015 noch 62 000 Einbrüche und Einbruchsversuche registriert und damit so viele wie noch nie zuvor, waren es ein Jahr später nur noch knapp 53 000 - ein Rückgang von fast 16 Prozent. Allerdings zeichnet die Statistik auch Entwicklungen, die "uns große Sorge bereiten", wie Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann mit Blick auf die angezeigten Sexualdelikte sagte. So wurden mehr als 2300 Frauen Opfer von Vergewaltigungen, fast 25 Prozent mehr als im Vorjahr - immerhin 155 dieser Angriffe passierten in der Silvesternacht von Köln. Und einen anderen Hinweis geben die Zahlen auch: Der Anteil Nichtdeutscher unter den Tatverdächtigen bei Sexualdelikten ist so stark angestiegen wie in den Neunzigerjahren nicht mehr, als ebenfalls viele Flüchtlinge ins Land kamen. Die deutlich meisten Taten der Neuzugewanderten umfassen jedoch weniger schwere Delikte wie Schwarzfahren und Ladendiebstahl.

Im beginnenden Wahlkampf stärkt die Statistik den SPD-Innenminister

Die Kriminalitätszahlen sind nicht nur deshalb von Bedeutung, weil das Bundesland allein durch seine Größe den bundesweiten Trend entscheidend mitprägt. Dazu kommt, dass das Sicherheitsgefühl der Bürger an Rhein, Ruhr und Ems eines der Hauptthemen im beginnenden Landtagswahlkampf ist. Die Statistik stärkt den SPD-Innenminister, der zuletzt stark in der Kritik stand. Die Zahlen zeigten, dass "er das macht, was wir lange gefordert haben", sagt Sebastian Fiedler, der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. Es wirke sich in den Zahlen aus, dass etwa die Einbruchsdezernate nun mehr Personal einsetzen. Aber, so Fiedler, "das reißt natürlich anderswo Lücken" - etwa bei der Bekämpfung von organisierter Kriminalität oder Betrug.

Dass auch Mord und Totschlag kräftig zulegten, liegt an einer einzigen Tat - dem vom Kopiloten absichtlich herbeigeführten Absturz des Germanwings-Passagierjets in den französischen Alpen, der 150 Menschen in den Tod riss. Weil die NRW-Polizei die Ermittlungen am Kölner Heimatflughafen des Jets führte und 2016 abschloss, sind diese Toten nun Teil der Statistik.

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: