Nordkorea nach dem Tod von Kim Jong Il:"Vom Himmel geboren"

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Wenige Tage nach dem Tod des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il hat sein Sohn und designierter Nachfolger Kim Jong Un bereits die volle Unterstützung der staatlichen Medien. Die Internationale Atomenergie-Behörde will unterdessen Inspektoren in das Land entsenden - Japan rüstet vorsorglich auf.

Die staatlichen Medien in Nordkorea haben nach dem Tod des Diktators Kim Jong Il ihre Unterstützung für seinen Sohn und designierten Nachfolger klargemacht. Er sei "als großartige Persönlichkeit vom Himmel geboren", schrieb die amtliche Nachrichtenagentur über Kim Jong Un.

Bislang war diese Beschreibung nur dem Staatsgründer Kim Il Sung und dessen Sohn Kim Jong Il vorbehalten. Sein Leichnam wurde am Dienstag öffentlich aufgebahrt. Der gläserne Sarg steht in einem Raum des Kumsusan-Mausoleums, wo schon der einbalsamierte Körper seines Vaters Kim Il Sung seit seinem Tod 1994 liegt. Kim erlag staatlichen Medienberichten zufolge am Samstag als Folge von Überarbeitung einem Herzinfarkt. Offiziellen Angaben zufolge wurde er 69 Jahre alt.

Nach Ausrufung einer elftägigen Staatstrauer wehten die Flaggen in Pjöngjang auf Halbmast, Geschäfte blieben weiter geschlossen. Tausende Menschen trauerten um ihren verstorbenen Staatschef.

Die Regierung von Südkorea hat dem nordkoreanischen Volk ihr Beleid ausgesprochen. "Die Regierung übermittelt dem nordkoreanischen Volk ihr Beleid", sagte der Minister für Wiedervereinigung, Yu Woo Ik, in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Er hoffe, dass Nordkorea so schnell wie möglich zur Stabilität zurückfinde, "damit der Norden und der Süden im Einsatz für Frieden und Wohlstand auf der Koreanischen Halbinsel kooperieren können", fügte er hinzu.

Angaben des Ministers zufolge wird aber keine offizielle Regierungsdelegation aus Seoul zur Beisetzung des Staatschefs entsandt. Einzig die Familien des früheren und mittlerweile verstorbenen südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung und des ehemaligen Hyundai-Chefs Chung Mong Hun würden zu dem Begräbnis reisen, das am 28. Dezember in Pjöngjang stattfinden soll. Kim Dae Jung hatte 2000 mit Kim Jong Il den ersten Nord-Süd-Gipfel abgehalten. Hyundai wiederum steht für Geschäftsbeziehungen zwischen beiden Ländern.

Die Internationale Atomenergie-Agentur (IAEA) hat einem Agenturbericht zufolge unterdessen angekündigt, wieder Inspektoren nach Nordkorea entsenden zu wollen. Der erneute Einsatz von UN-Kontrolleuren in der Atomanlage von Yonbyong sei eine wichtige Vorraussetzung für die atomare Abrüstung auf der Koreanischen Halbinsel, sagte IAEA-Chef Yukiya Amano der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo. Der Tod des Diktators vergrößerte die Sorgen um die Stabilität der Region. In den Jahren 2006 und 2009 schockierte das Land die Weltgemeinschaft mit zwei Atomtests. Bis heute ist unklar, ob das Militär im Besitz einer einsatzfähigen Kernwaffe ist.

Japan hat kurz nach dem Tod des nordkoreanischen Staatschefs zum ersten Mal US-Tarnkappenflugzeuge vom Typ F-35 Lightning II bestellt. Die Entscheidung für 42 Kampfflugzeuge spiegelt für Beobachter die Bedeutung wider, die Japan angesichts der Sicherheitslage in der Region der Allianz mit den USA beimisst. Tokio sucht vor allem wegen der Aufrüstung Chinas und Russlands sowie der Drohgebärden aus Nordkorea nach militärischer Sicherheit.

© dapd/Reuters/AFP/dpa/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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