Nordkorea:Bis aufs Blut

China muss Diktator Kim endlich stoppen, ehe die Kraftprobe wirklich im Nuklearschlag endet.

Von Stefan Kornelius

Alljährlich vor dem Frühling beginnt in Ostasien die kurze aber intensive Saison der Muskelspieler - wenn nämlich Südkorea und die USA zum Militärmanöver bitten und Nordkorea eine Serie gefährlicher Provokationen startet. In diesem Jahr geriet diese Provokationsphase besonders üppig: Atomtest, Start einer Langstreckenrakete, propagandistisches Getöse, ein weiteres Raketenfeuerwerk und schließlich die Ankündigung, man werde sich südkoreanisches Eigentum unter den Nagel reisen. Im Gegenzug hagelte es neue Sanktionen.

Nein, auch wenn der junge Herr Kim mit seinen Pausbacken strahlt: Hier handelt es sich nicht um die Aufführung einer Freakshow, sondern um ein veritables Problem für den Weltfrieden, weil es durchaus sein kann, dass Nordkorea die Miniaturisierung seiner Atombombe glückt und das Land damit der erste wirklich irrationale Spieler aus dem Club der Nuklearmächte wird.

Noch handelt der junge Kim wie sein Vater und Großvater: Er gewinnt an Relevanz durch stets neue Provokationen. Seine Stiche reizen Südkorea aber auch China bis aufs Blut. Doch viel Eskalationsspielraum hat er nicht mehr. Irgendwann bleibt ihm nur noch die ultimative Waffe. China, das die Welt im Südchinesischen Meer von seiner Fähigkeit zur robusten Außenpolitik in Kenntnis setzt, muss sich endlich seiner Verantwortung stellen und diesen törichten Wettlauf stoppen.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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