Nigeria:Schändliches Scheitern

Die Armee kapituliert vor der Mörderbande Boko Haram.

Von Isabel Pfaff

Seit einem Jahr sind die 219 entführten Schülerinnen aus Chibok verschwunden, verschleppt von der nigerianischen Terrormiliz Boko Haram. Ihr Schicksal ist ungewiss - wahrscheinlich wurden einige zwangsverheiratet, andere wohl als Selbstmordattentäterinnen in den Tod geschickt. Das ist an Grausamkeit kaum zu überbieten.

Doch wer am Jahrestag der Entführung nur auf die Mädchen aus Chibok schaut, verliert den Großteil des Terrors im Nordosten Nigerias aus dem Blick. Allein seit Anfang 2014 seien mindestens 2000 Mädchen und Frauen von Boko Haram entführt worden, schätzt Amnesty International. Die Zahl der in diesem Zeitraum Ermordeten liegt etwa bei 5500. Der Fall Chibok - einer unter vielen.

Aber er taugt zum Symbol für das schändliche Scheitern eines Staates im Kampf gegen den Terror. Nigeria ist Afrikas größte Volkswirtschaft und eine der größten Militärmächte des Kontinents. Zum Erstaunen aller ist es dieser Armee weder gelungen, die Schülerinnen aufzuspüren noch Boko Haram nennenswert zu schwächen. Unterstützung aus den Nachbarstaaten und dem Westen schlug sie arrogant in den Wind - so egal war den Generälen das Schicksal Tausender Zivilisten. Nigerias neu gewählter Präsident Muhammadu Buhari muss dieses fatale Eigenleben der Sicherheitskräfte beenden und aus ihnen eine Armee machen, die sich dem Terror entgegenstellt.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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