Israel ist empört: Für etwa 14 Kilogramm Eiscreme pro Monat soll Ministerpräsident Benjamin Netanjahu jährlich etwa 2000 Euro ausgeben. Die Zahlen hat am Wochenende die israelische Wirtschaftszeitung Calcalist veröffentlicht und damit eine hitzige Debatte ausgelöst.
So schrieb etwa die Vorsitzende der israelischen Arbeitspartei, Shelly Yachimovich, auf ihrer Facebook-Seite: "Wenn es kein Brot gibt, esst Eiscreme. Sollen wir lachen oder weinen?" Außerdem veröffentlichte sie ein Bild, auf dem Netanjahu - dank Photoshop - eine Eistüte in der Hand hält. Das Bild ist untertitelt mit: "Er sagt, wir sollen fettärmer essen, aber gibt 10.000 Schekel für Eis aus!" Das liberale Blatt Haaretz sprach in einem Kommentar von einer "royalistischen Kultur, die unter Netanjahus Regierung heranwachse".
Besonders gern esse Netanjahu übrigens Pistazieneis, verrieten die Eigentümer von Glida Metudela, der Lieblingseisdiele des Politikers in Jerusalem. Brisant: Das weltweit wichtigste Anbauland für Pistazien ist Iran. Frau Netanjahu bevorzuge die Sorte "French Vanilla". Die Eigentümer verteidigen die Schwäche Netanjahus und spielen den Konsum herunter: "Wenn man Gäste mit einrechnet, ist es gar nicht so viel."
Für Netanjahu kommt die Kritik zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen Ende Januar konnte die Partei des amtierenden Ministerpräsidenten zwar stärkste Kraft werden, muss nun aber innerhalb von vier Wochen eine Regierung bilden. Das dürfte sich schwierig gestalten, denn insgesamt wählten die Israelis zwölf Parteien ins Parlament.
Netanjahu selbst hat den Vertrag mit der Eisdiele sofort kündigen lassen, als er davon erfuhr. Er erklärte, das sein Büro die Vereinbarung mit der Eisdiele getroffen hat - für offizielle Veranstaltungen in seiner Residenz. Die hohe Summe der Ausgaben für Eiscreme bezeichnete er als unangemessen und inakzeptabel.
In Israel wird der Ministerpräsident schon mit Marie Antoinette - der früheren französischen Königin - verglichen, die für ihren verschwenderischen Lebensstil bekannt war.