Nahost:Tod eines Siedlers belastet die Friedensgespräche

Wiederholt überschatten Gewalttaten die laufenden Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern. Ein israelischer Siedler wurde in der Nacht vor seinem Haus erschlagen. Auch diesen Fall nehmen israelische Politiker zum Anlass, den Abbruch der Verhandlungen zu fordern.

Zum dritten Mal binnen knapp drei Wochen ist ein Israeli im besetzten Westjordanland getötet worden. Rechte Mitglieder der israelischen Regierung nahmen das zum Anlass, die Friedensgespräche infrage zu stellen.

Mutmaßlich zwei Palästinenser töteten einen Oberst der Reserve am frühen Freitagmorgen vor dessen Haus in der Feriensiedlung Brosch Habika im Norden des Jordantals, wie die Armee bestätigte.

Insgesamt fünf Verdächtige seien festgenommen worden, sagte ein Militärsprecher. Ein Polizeisprecher betonte jedoch, es sei noch unklar, ob die Festgenommenen tatsächlich etwas mit der Tat im nördlichen Jordantal zu tun hätten. "Es waren Leute, die in der Umgebung des Tatortes angetroffen wurden und nun verhört werden", sagte er. Ob es sich um einen Anschlag mit politischen Motiven oder um einen Raubüberfall handelte, war zunächst unklar.

Vize-Verteidigungsminister Danny Danon rief Regierungschef Benjamin Netanjahu im Gespräch mit Radio Israel umgehend auf, die Gespräche zu überdenken und die zugesagte stufenweise Freilassung palästinensischer Häftlinge abzubrechen.

Der stellvertretende Außenminister Zeev Elkin sagte: "Wieder legen die Palästinenser unseren Wunsch nach Frieden als Schwäche aus und antworten mit Mord." Wohnungsbauminister Uri Ariel von der rechten Siedlerpartei Das Jüdische Haus kündigte den verstärkten Ausbau der Siedlungen an. "Das ist eine wahrhaft zionistische Antwort auf den widerlichen Mord", zitiert ihn die Zeitung Times of Israel. Die Palästinenser hatten zuvor gerade wegen des Siedlungsausbaus mit einem Abbruch der auf neun Monate angelegten Gespräche gedroht.

Drei Israelis und sieben Palästinenser in den letzten Wochen getötet

Nach Angaben der Frau des Opfers, die fliehen konnte, war ihr Mann wegen verdächtiger Geräusche kurz nach Mitternacht aus dem Haus gegangen. Dort sei er von mindestens zwei arabisch sprechenden Männern, die mit einer Axt und einer Eisenstange bewaffnet gewesen seien, erschlagen worden.

Die Ende Juli wiederaufgenommenen Friedensgespräche Israels mit den Palästinensern sind schon von mehreren gewaltsamen Zwischenfällen auf beiden Seiten überschattet worden. Seither starben drei Israelis und sieben Palästinenser; Hunderte Palästinenser und auch mehrere Israelis wurden bei Demonstrationen und durch Steinwürfe auf Autos verletzt. Vergangenen Samstag wurde ein neunjähriges israelisches Mädchen in der Siedlung Psagot von einem Unbekannten angeschossen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: