Nach Tod eines Bundeswehrsoldaten:Politiker wehren sich gegen Änderungen an Afghanistan-Strategie

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Der Abzug aus Afghanistan ist das "Schwierigste und Gefährlichste, was die Bundeswehr je gemacht hat", sagt Grünen-Verteidigungsexperte Nouripour. Auch andere Politiker zeigen sich nach dem Tod eines deutschen Soldaten bestürzt. An der Strategie des Einsatzes wollen sie jedoch nichts ändern.

Politiker von Koalition und Opposition haben sich nach dem Tod eines deutschen Soldaten besorgt über die Sicherheit der Truppe in Afghanistan geäußert. Der verteidigungspolitische Sprecher der Grünen, Omid Nouripour, rechnet mit wachsenden Gefahren für die Bundeswehr. "Die schrecklichen Ereignisse zeigen, wie gefährlich die Situation in Afghanistan weiterhin ist. Und die Gefahr für die deutschen Soldaten wird bis Ende 2014 eher zunehmen", sagte Nouripour der Welt. Der Abzug aus Afghanistan sei "das Schwierigste und Gefährlichste, was die Bundeswehr je gemacht hat".

Der Elitesoldat des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr war am Samstag bei einer Operation in der Provinz Baghlan ums Leben gekommen. Ein weiterer deutsche Soldat wurde bei dem Angriff verwundet. Einheimische und deutsche Soldaten waren zuvor unter Beschuss geraten.

Es war der erste getötete Bundeswehrangehörige in Afghanistan seit etwa zwei Jahren. Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck zeigten sich bestürzt über den Vorfall. Verteidigungsminister Thomas de Maizière sagte: "Das ist eine schmerzliche, bittere Nachricht." Die Bundeswehr und ganz Deutschland trauerten um den Gefallenen. Der Angriff werde an der Strategie der Bundeswehr in Afghanistan aber nichts ändern. "Der Weg bleibt richtig", sagte der Minister. Das gelte auch für die geplante Truppenpräsenz nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes 2014. "Wir lassen das afghanische Volk nicht im Stich."

Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer Arnold, sagte in der Welt, dass Afghanistan in den vergangenen zwei Jahren statistisch sicherer geworden sei. "Aber angesichts dieses Ereignisses ist eine Statistik relativ", sagte Arnold der Zeitung. Tatsache sei, dass es im Osten und Süden des Landes noch erhebliche Schwierigkeiten gebe. Auch im Norden gebe es einige bekannte Brennpunkte.

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe wandte sich gegen Veränderungen beim Afghanistan-Einsatz: "Bei aller Erschütterung über den Tod des Soldaten bleibt es richtig, die internationale Gemeinschaft und Afghanistan auch weiterhin wie geplant zu unterstützen", sagte Gröhe.

Auch Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) warnte vor einem Strategiewechsel: "Die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte ist der einzig wirksame Ansatz zur Übergabe der Verantwortung", sagte der FDP-Politiker der Passauer Neuen Presse. Dieser Weg bleibe trotz dieses tragischen Vorfalls richtig und schaffe die Voraussetzung dafür, dass sich die Bundeswehr mehr und mehr zurückziehen könne. Niebel verwies zudem auf das zivile Engagement zum Aufbau Afghanistans. "Die deutsche Entwicklungspolitik zieht nicht ab", sagte der FDP-Politiker. "Für uns in der Entwicklungszusammenarbeit ist entscheidend, dass unsere Mitarbeiter auch über 2014 hinaus in der Fläche tätig bleiben können, so der Minister.

© dpa/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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