Absage der Quadriga-Preisverleihung:Medwedjew wirft Kuratorium Feigheit vor

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"Ich glaube, dass der Preis am Ende ist": Mit ungewöhnlich scharfen Worten greift der russische Präsident Medwedjew das Kuratorium des Quadriga-Preises an. Das Gremium hatte die Preisverleihung abgesagt, nach heftigen Protesten gegen die geplante Ehrung des russischen Regierungschefs Putin. Dieser Schritt ist für Medwejew "feige und inkonsequent".

Es sollte eine Auszeichnung sein "für seine Verdienste für die Verlässlichkeit und Stabilität der deutsch-russischen Beziehungen", so die Begründung des Kuratoriums des Quadriga-Preises. Der Preisträger: Wladimir Putin, ehemaliger Präsident Russlands und jetziger Regierungschef.

"Feige und inskonsequent" - mit scharfen Worten kritisiert der russische Präsident Dmitri Medwedew die Entscheidung des Quadriga-Kuratoriums, die Preisverleihung abzusagen. (Foto: dpa)

Doch es gab massive Proteste: Ein ehemaliger Preisträger, der dänische Künstler Olafur Eliasson, gab seinen Preis aus Protest zurück, ein anderer, der frühere tschechische Präsident Václav Havel, drohte mit der Rückgabe der Auszeichnung und setzte sogar ein Ultimatum. Die Reaktion des Kuratoriums - nach heftigen Diskussionen: Kurzerhand wurde die gesamte Preisverleihung abgesagt.

Kremlchef Dmitrij Medwedjew hat diesen Schritt jetzt in ungewöhnlich scharfen Worten verurteilt: Die Entscheidung des Kuratoriums des Vereins Werkstatt Deutschland sei "feige und inkonsequent". Wer einen solchen Entschluss fasse, müsse diesen auch durchziehen. "Ich glaube, dass der Preis am Ende ist - zumindest für die internationale Gemeinschaft", sagte Medwedjew in Hannover bei den deutsch-russischen Regierungskonsultationen.

Bundeskanzlerin Merkel und Medwedjew betonten bei ihren Konsultationen allerdings, dass das Regierungstreffen und die deutsch-russichen Beziehungen nicht unter den Querelen um den Quadriga-Preis leiden dürften.

Putin hätte die Auszeichnung eigentlich am 3. Oktober erhalten sollen, dem Tag der Deutschen Einheit. Der komplette Verzicht auf die Preisverleihung bedeutet nun, dass auch die anderen Preisträger nicht ausgezeichnet werden. Außer Putin waren auch die mexikanische Außenministerin Patricia Espinosa, die türkischstämmige Autorin Betül Durmaz und der palästinensische Premierminister Salam Fayyad nominiert.

Das Gremium reagiert mit seiner Entscheidung auf den enormen Unmut über die geplante Verleihung des Preises an Putin, der durch einen Bericht der Süddeutschen Zeitung ausgelöst wurde und dem sich immer mehr Putin-Kritiker angeschlossen hatten. In diesem Zusammenhang waren auch drei Kuratoriumsmitglieder zurückgetreten, der Grünen-Chef Cem Özdemir, der Historiker Edgar Wolfrum und die Berliner Mäzenin Barbara-Maria Monheim.

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