Mülheim an der Ruhr:Polizei überwältigt mutmaßliche IS-Anhängerin

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  • In Mülheim an der Ruhr nimmt die Polizei eine verschleierte Frau fest, die zuvor randaliert und die Beamten mit einem Messer bedroht hat.
  • In der Wohnung der Konvertitin finden die Polizisten Fahnen der IS-Terrormiliz.
  • Die Festgenommene wird in die Psychatrie gebracht.

Von Oliver Das Gupta

In Mülheim an der Ruhr ist eine mutmaßliche Sympathisantin der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) festgenommen worden. Neben einer radikalreligiösen Ausrichtung kann auch eine psychische Störung der Frau bislang nicht ausgeschlossen werden.

Zunächst hatte wenig auf einen islamistischen Hintergrund hingedeutet. Am Sonntagmorgen war die Polizei zum Wohnort der 53 Jahre alten Frau gerufen worden, weil sie randaliert hatte. Sie schleuderte Gegenstände aus dem Fenster ihrer Wohnung im fünften Stock. "Sie warf alles raus, was nicht niet- und nagelfest war", sagte Polizeisprecher Marco Überbach am Montag der SZ. Demnach landeten unter anderem Lampen, Stühle und Bücher auf der Straße.

"Stechende Bewegungen"

Als die gebürtige Thüringerin die Wohnungstür nicht öffnete und weitere Gegenstände nach unten warf, verschafften sich die Beamten gewaltsam Zugang. Darauf sei die Frau mit einem Teppichmesser in der Hand "mit stechenden Bewegungen" auf die Polizisten zugegangen und habe "Allahu akbar" gerufen, sagte Überbach.

Die Beamten zogen die Pistolen und drohten mit Schusswaffengebrauch. Schließlich konnte die verschleierte Frau mit Pfefferspray überwältigt werden. Dabei wurde sie leicht verletzt.

In ihrer Wohnung wurden Flaggen gefunden, die auf eine Anhängerschaft zum IS hindeuten. Ob sie Kontakt zu der Terrorgruppe hatte oder sie sich ohne direkte Kommunikation radikalisiert hat, will der Staatsschutz klären. In der Wohnung sei sie alleine gewesen, erklärte die Polizei. Es wurden keine Angaben gemacht, in welchem sozialen Umfeld sie sich bewegt.

Die Frau kam nach dem Zugriff zunächst in eine psychiatrische Klinik, weil sie "im Gesamteindruck" Urbach zufolge eher geistig verwirrt gewirkt habe. Es sei Sache der Ärzte, die psychische Verfassung der Frau zu beurteilen.

Die in der Nähe von Jena geborene Konvertitin sei allerdings schon früher wegen islamistisch motivierter Delikte polizeilich aufgefallen.

Ermittlungen in alle Richtungen in Hamburg

Derweil ermittelt die Hamburger Polizei nach nach einem tödlichen Messerangriff auf einen 16-Jährigen in alle Richtungen. "Wir schließen nichts aus", sagte ein Polizeisprecher am Montag. Die angebliche Bekennererklärung des IS werde geprüft. "Es tauchen Fragen auf", so der Sprecher. Es sei nach wie vor unklar, ob die Botschaft echt sei. Medienberichte über eine andere wichtige oder gar heiße Spur wollte die Polizei nicht bestätigen.

Die Terrororganisation hatte in der Nacht zum Sonntag über ihr Sprachrohr Amak verbreitet, ein "Soldat" des IS habe am 16. Oktober einen Messerangriff auf zwei Menschen in Hamburg verübt. An diesem Tag war der 16-Jährige an der Alster von einem Unbekannten mit mehreren Stichen getötet worden. Seine 15 Jahre alte Begleiterin stieß der Angreifer ins Wasser, sie blieb unverletzt.

Mit Material der dpa.

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