Montenegro:Fehlende Reife

Dauerherrscher Đukanović siegt bei der Wahl. Verdient hat er es nicht.

Von Florian Hassel

Europa muss viele Kompromisse schließen, wenn es um die Standards des demokratischen und sauberen Regierens geht. Polen und Ungarn kommen an Sanktionen trotz bedenklicher Gesetze vorbei. Auch die Bilanz von Rumänien und Bulgarien ist bei der Bekämpfung von Korruption und Vetternwirtschaft stark verbesserungsfähig. Dennoch setzt die EU ihren Erweiterungskurs fort, wenn bisher auch nur auf dem Papier. Brüssel verhandelt mit Serbien ebenso wie mit dem Kleinstaat Montenegro - obwohl es beiden an EU-Reife fehlt. Das hat sich jetzt bei der Wahl in Montenegro wieder gezeigt. Dauerherrscher Milo Đukanović spielt seine Karten geschickt. Jahrelang hat das Land, das er wie ein Fürstentum führt, russisches Kapital angezogen; neuerdings verkauft er es als Bollwerk gegen den Einfluss Russlands auf dem Balkan. Das hat Montenegro 2015 die eigentlich unverdiente Einladung in die Nato eingetragen. Auch die Verhandlungen mit der EU sind weit gediehen, weiter als im Falle Serbiens.

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