Mieten:Mehr als nur Stroh

Der soziale Wohnungsbau soll angekurbelt werden - höchste Zeit.

Von Joachim Käppner

Wenn Christus in Wien auf die Welt gekommen wäre, hätte er nicht auf Stroh zu liegen brauchen, weil ihm das rote Wien die Windeln gegeben hätte" - und ein eigenes Zuhause dazu: So lobten Wiener Sozialdemokraten zu Beginn der Dreißiger die großen Projekte des sozialen Wohnungsbaus im deutschsprachigen Raum. Manche Arbeitersiedlungen sind bis heute erhalten und ihre simplen Gestaltungsprinzipien - Luft, Licht, Gemeinschaft, Geradlinigkeit - würde man dem verdichtetem Bauen in heutigen Städten jederzeit vorziehen.

Bundesbauministerin Barbara Hendricks will den sozialen Wohnungsbau auch wegen der vielen Flüchtlinge mit Milliardensummen des Bundes ankurbeln - fast könnte man sagen wiederbeleben. Ganz tot war er nie, aber doch nur ein Schatten früherer Größe. Der Vorstoß der Sozialdemokratin ist sinnvoll, ja überfällig. Gerade in vielen Städten wird preiswerter Wohnraum knapp; dort, wo er zu haben wäre, ist die Arbeit knapp. Dieser Trend ist nicht durch die Flüchtlinge entstanden, aber er hat sich durch sie verschärft.

Ein neues soziales Bauprogramm bedeutet mehr als planloses Aufeinanderstapeln von Wohncontainern in Gewerbegebieten, wie derzeit. Es käme Migranten wie Einheimischen zugute und würde Verteilungskämpfen zwischen ihnen vorbeugen. Allein das wäre den Versuch wert, den Staat zum Bauherrn zu machen.

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: