Microsoft:Verrat am Kunden

Das neue Windows-Betriebssystem übermittelt automatisch die Daten seiner Nutzer. Der Kunde steckt in der Falle.

Von Johannes Boie

Ohne Computer können die allermeisten Menschen heute nicht mehr leben. Sie passen in Hosentaschen oder stehen im Wohnzimmer. Sie sind der Zugang zu Information, Nachrichten, Freunden und Kommunikation. Ohne Betriebssystem aber sind sie nicht mehr als ein bisschen Plastik und Metall.

Windows ist das am häufigsten verwendete Betriebssystem der Welt. Microsoft veröffentlicht gerade eine neue Version und bringt mit ihr Spionage- und Abhörsoftware auf die Computer seiner Kunden. Damit bewegt sich der Konzern auf einer Linie mit seinen Wettbewerbern Google und Apple, die ebenfalls die Daten ihrer Kunden auswerten und mit der Werbeindustrie teilen. Und: Microsoft schaltet die umstrittenen Funktionen in der neuen Windows-Version ungefragt ein. Wer sie abschalten will, muss suchen. Und dann findet man heraus, dass sich manche unerwünschten Dienste gar nicht abschalten lassen.

Wenn Microsoft nun also das aus der Branche längst bekannte Argument auspackt, es gehe nur darum, mit den Daten der Kunden deren Leben einfacher und ihre Computer perfekter zu machen, dann ist das Unsinn. Sonst könnte der Konzern ja jenen Nutzern, die gerne auf den neusten Schnickschnack verzichten, und dafür ihre Daten behalten wollen, eine Alternative anbieten. Macht er aber nicht. Und ohne Computer samt Betriebssystem geht es heute eben auch nicht mehr.

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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