Es gibt gute Gründe, in Martin Schulz nicht den idealen Spitzenkandidaten der Sozialdemokraten für die Europaparlamentswahl 2019 zu sehen. Schulz hat als Kanzlerkandidat ein katastrophales Ergebnis eingefahren, er hat natürlich ein Verlierer-Image. Seine Nominierung stünde zudem kaum für einen Generationswechsel, den die SPD ja nicht abgeschlossen hat, nur weil jetzt eine 47-Jährige Parteichefin ist - und der neue Vizekanzler ein Jahr älter als sein Vorgänger.
Auch Martin Schulz selbst dürfte nach den Erfahrungen im Bundestagswahlkampf nur begrenzte Lust verspüren, sich einer solchen Tortur noch einmal auszusetzen. Jedenfalls wünschte man ihm diese Einsicht. Vielleicht hilft der Hinweis, dass er wieder dem Wohlwollen einer Partei und vor allem ihrer Granden ausgeliefert wäre, die ihn 2018 erst bejubelt und dann gnadenlos haben fallen lassen.
Nichts davon spricht aber dagegen, Schulz auch in Zukunft politische Verantwortung zu geben. Verlieren gehört zur Demokratie, und Schulz hat auch noch mit Anstand verloren. Wenn Niederlagen zur Verbannung führen, schadet sich die Demokratie selbst. Es ist naheliegend, dass eine Aufgabe für Schulz am ehesten in der Europapolitik läge. Am Gemurkse der Koalition und der SPD allzumal auf diesem Feld sieht man ja jetzt, da er weg ist, was man an Schulz hatte.