Lufthansa:Wer wem was warum

Der Konzern hat es zu lange versäumt, die Verhältnisse mit seinen Mitarbeitern zu klären. Das Ergebnis: lauter Streiks.

Von Jens Flottau

Am kommenden Freitag geht es wohl wieder los mit den Streiks bei Lufthansa. Dieses Mal sind es die Flugbegleiter, und nicht die Piloten, die ihren Forderungen Nachdruck verleihen wollen. Und wenn sie Ernst machen mit ihrer Ankündigung, eine Woche lang zu streiken, dann wird nicht mehr viel gehen bei Deutschlands größter Fluggesellschaft.

Es ist von außen längst nicht mehr zu durchschauen, wer wem was warum vorgeschlagen hat und wer was wann warum abgelehnt oder verzögert hat. Klar ist, dass Lufthansa zu teuer produziert, um wettbewerbsfähig zu sein. Darüber dürfen auch die zuletzt guten Gewinnzahlen nicht hinwegtäuschen, die vor allem dem niedrigen Ölpreis zu verdanken waren.

Lufthansa hat einen Fehler gemacht: Sie hat zu viele Themen, die sie mit den Mitarbeitern längst hätte klären müssen, zu lange liegen gelassen. Die meisten großen Unternehmen in Deutschland haben längst die Altersversorgung umgestellt, um sich gegen Zinsschwankungen abzusichern. Lufthansa hat die Sache schleifen lassen, weil das Geschäft ja noch irgendwie lief. Jetzt ist der Druck besonders groß, alles auf einmal lösen zu müssen, weil andernfalls Easyjet, Ryanair oder Emirates ihr noch schneller Marktanteile abnehmen. Auch die Mitarbeiter aber müssen ein Interesse daran haben, dass ihr Arbeitgeber billiger fliegt. Denn nur so ergeben sich für sie neue Perspektiven.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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