Lufthansa:Krisengewinner

Die Air Berlin-Pleite war ein Geschenk - den Preis zahlen die Kunden.

Von Caspar Busse

Viele Lufthansa-Passagiere haben es im vergangenen Jahr schon geahnt und schmerzlich gespürt, und nun ist es sozusagen amtlich: Die größte deutsche Fluggesellschaft profitierte aufs Schönste von der Pleite ihres Konkurrenten Air Berlin. Lufthansa meldet für 2017 einen Rekordgewinn von fast drei Milliarden Euro. Natürlich gibt es dafür auch andere Gründe: relativ günstiges Kerosin, eine gute Konjunktur, die Einigung im langen Streit mit den Piloten, Probleme anderer Konkurrenten, eine richtige Strategie, die sich auszahlt.

Aber ein Hauptgrund ist das Ende von Air Berlin. Lufthansa ist ein Krisengewinner, auch wenn die Fluggesellschaft selbst das anders sehen mag. Die Maschinen im innerdeutschen und europäischen Verkehr waren seit dem vergangenen Sommer plötzlich voll - und die Ticketpreise deutlich gestiegen. Das sei mit der hohen Nachfrage quasi automatisch geschehen, argumentierte die Lufthansa. Doch zu Recht kritisierte Kartellamtspräsident Andreas Mundt schon vor einigen Monaten, die Fluggesellschaft könne sich nicht hinter Algorithmen verstecken. Den rasanten Gewinnanstieg kann man nun als Indiz werten, dass die Airline die Preise unangemessen heraufgesetzt hat; das prüft jetzt die Kartellbehörde.

Das Beispiel zeigt mal wieder: Wenn es keinen Wettbewerb gibt, zahlt am Ende der Kunde. Inzwischen fliegt auf einigen innerdeutschen Strecken der Billig-Konkurrent Easyjet - und die Ticketpreise gehen wieder runter.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: