Lufthansa:Ein Tomatensaft weniger

Eigentlich sind Kurzstreckenflüge überflüssig.

Von Detlef Esslinger

Erst nur Frankfurt und Düsseldorf, jetzt also auch München. Dass die Flugbegleiter der Lufthansa ihren Streik an diesem Montag auf den nächsten großen deutschen Flughafen ausweiten, bedeutet keine weitere Eskalation ihres Arbeitskampfs, sondern war so absehbar wie der Martinstag. In Bayern gingen am Wochenende die Herbstferien zu Ende. Hätte die Gewerkschaft Ufo bewirkt, dass Gäste mit dem Flugziel München es nicht mehr heim von den Kanaren schaffen - das Ergebnis wäre eine Art von Zorn gewesen, der sie sich lieber nicht aussetzen wollte. Also ist sie übers Wochenende lieber mal halbwegs rücksichtsvoll geblieben.

Jetzt aber soll auch von München aus nichts mehr gehen, nichts auf der Mittel- und Langstrecke, und auf der Kurzstrecke auch nichts. Ungünstig für den, der nach Kapstadt oder Seoul oder andere Orte muss, die mit der Bahn nur sehr aufwendig zu erreichen sind. Wohingegen es eh ein Rätsel ist, warum München-Köln eine Flugstrecke sein soll. Raus an den Flughafen, rein in die Schlange, Warten am Gate, unterwegs nur Flugmodus beim Handy erlaubt: Was sind Kurzflüge schon mehr als die Chance, maximalen CO₂-Ausstoß mit maximaler Zeitvernichtung bei Tomatensaft zu kombinieren?

Schon wahr, für das Unternehmen Lufthansa ist der abermalige Streik alles andere als erquicklich. Aber er bringt einen zumindest auf Gedanken. Immerhin!

© SZ vom 09.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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