Lufthansa:Der Hebel

Richtig schlimm für die Piloten wäre es, ihre Forderung zu akzeptieren.

Von Jens Flottau

Nichts deutet darauf hin, dass die Auseinandersetzung zwischen der Lufthansa und ihren Piloten in naher Zukunft ein Ende finden könnte, trotz des neuen Angebots der Lufthansa. Dabei ist der Streik der Vereinigung Cockpit (VC) inhaltlich kaum zu rechtfertigen. Denn absurderweise wäre es aus Sicht der Piloten fast das Schlimmste, wenn die Lufthansa die Forderungen nach 20 Prozent mehr Geld akzeptieren würde. (Noch unangenehmer wäre nur eine Schlichtung, denn dabei würden weniger als 20 Prozent plus herauskommen.)

Auf den ersten Blick ist so ein Streik wegen des Gehalts wunderbar. Denn so bleibt der Druck auf die Lufthansa erhalten, beim eigentlichen Konfliktthema, dem Ausbau ihrer Billigtochter Eurowings, einen Kompromiss mit den Piloten zu finden. Aber nur mal angenommen, die Lufthansa würde die 20 Prozent akzeptieren. Die Piloten müssten sich drehen und winden. Erstens hätten sie dann keinen Hebel mehr, um die Manager wegen Eurowings unter Druck zu setzen. Zweitens würde ein solch hoher Abschluss diese Manager erst recht motivieren, Eurowings schnell auszubauen.

Der einzige Weg aus diesem Konflikt ist: Pilotenvertreter und Manager müssen beide über ihren Schatten springen und wieder die vertraulichen Gespräche über eine Gesamtlösung (also inklusive Eurowings) aufnehmen, die sie im Sommer abgebrochen haben. Solange bei der VC die Hardliner das Sagen haben, stehen die Chancen dafür allerdings schlecht.

© SZ vom 26.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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