Lufthansa:Dem Abgrund entgegen

In diesem Unternehmen gibt es mehr Bitterkeit als Tomatensaft.

Von Detlef Esslinger

Normalerweise beendet eine Schlichtung einen Konflikt. Normalerweise haben die Streitenden danach eine Grundlage für ihr künftiges Miteinander. Bei der Lufthansa ist jedoch nichts normal. Zwar ist es dem Schlichter, dem früheren Diplomaten Gunter Pleuger, gelungen, eine Auseinandersetzung zu beenden, die so lange dauerte wie die Amtszeit von Bundespräsident Gauck. Der Preis dafür aber ist, dass die nächste Auseinandersetzung eröffnet worden ist.

Wann gab es das zuletzt, dass ein Arbeitgeber seine Unterschrift unter einen Tarifvertrag mit einer Drohung begleitet? Die Lufthansa verlangt von den Piloten eine Kompensation für ihre Zugeständnisse - und weil sie weiß, dass sie die nicht bekommen wird, kündigt sie den Ausbau ihrer Billigtöchter an; zu Lasten der eigentlichen Lufthansa-Flotte. Die Flugbegleiter ahnen, dass ein solches Vorgehen auch ihre Besitzstände gefährden würde. Nun fordern sie Verhandlungen und eine Sondersitzung des Aufsichtsrats. In diesem Unternehmen gibt es mehr Bitterkeit als Tomatensaft.

Längst geht es nicht mehr um Prozente und Einmalzahlungen. Das Problem ist, dass es kein gemeinsames Verständnis von Vorstand und Belegschaft über die Perspektiven des Konzerns gibt; und Vertrauen schon gar nicht. Entweder man findet dort einen neuen Anfang miteinander. Oder, man kann es kaum anders sagen: Die Lufthansa wird zugrunde gehen.

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