Luftangriff in Afghanistan:Nato tötet erneut zahlreiche Zivilisten

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Bei einem Nato-Luftangriff in Südafghanistan sollen mindestens 27 Zivilisten getötet worden sein. Die Isaf spricht von einem "tragischen Verlust unschuldigen Lebens".

Bei einem Nato-Luftangriff in Afghanistan sind nach Angaben der afghanischen Regierung mindestens 27 Zivilisten getötet worden. Die internationale Truppe hatte sie mit Taliban-Kämpfern verwechselt, wie ein Sprecher des Innenministeriums in Kabul sagte.

Bei einem Luftangriff der Isaf sind zahlreiche Zivilisten getötet worden - nicht zum ersten Mal. (Foto: Foto: dpa)

Das afghanische Kabinett verurteilte den Angriff als "unverantwortlich" und "nicht zu rechtfertigen". Der Ministerrat rief die Nato-geführte Internationale Schutztruppe Isaf in einer Mitteilung des Präsidentenpalastes erneut eindringlich dazu auf, größtmögliche Vorsicht walten zu lassen.

Unter den Opfern seien vier Frauen und ein Kind, erklärte die Regierung in einer Pressemitteilung. Außer den Toten seien zwölf Menschen verletzt worden, als die Nato am Sonntag in der zentralafghanischen Provinz Urusgan drei Fahrzeuge bombardierte.

Die Isaf teilte mit, Kommandeur Stanley McChrystal habe sich bei Präsident Hamid Karzai für den "tragischen Vorfall" vom Sonntag entschuldigt, der gemeinsam mit afghanischen Behörden untersucht werde.

Die Nato-geführte Isaf teilte weiter mit, am Sonntag hätten die Truppen einen Luftangriff auf eine Gruppe Menschen geflogen, die sie für Aufständische auf dem Weg zu einer Einheit Soldaten hielten. Als Bodentruppen am Ort des Luftschlags eintrafen, hätten sie dort Frauen und Kinder vorgefunden.

"Wir sind zutiefst betrübt über den tragischen Verlust unschuldigen Lebens", sagte McChrystal der Isaf-Mitteilung zufolge. Die Schutztruppe machte keine Angaben zur Zahl der zivilen Opfer bei dem Vorfall.

Afghanistans Präsident Karzai hatte erst am Samstag vor dem Parlament in Kabul einen erneuten eindringlichen Appell an die Truppen gerichtet, Zivilisten zu schützen. Bereits vergangene Woche waren bei einem Luftangriff der Isaf in der Provinz Kandahar fünf Zivilisten getötet worden.

Zivile Opfer bei Einsätzen der internationalen Truppen sind in Afghanistan ein hochsensibles Thema. Vor allem zwischen Washington und Kabul kommt es deshalb immer wieder zu Spannungen. Der Oberbefehlshaber der US- und Nato-Truppen in Afghanistan, Stanley McChrystal, hatte im vergangenen Jahr versprochen, mehr für den Schutz der Zivilisten zu tun.

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