Thomas Bernhard:Am Ziel

Lesezeit: 10 min

Der "Unfriedenstifter", letztlich der gefährlichste Schriftsteller, den die deutsche Sprache sich geleistet hat: Thomas Bernhard, Mitte 30, im Sommer 1966 in Ohlsdorf. (Foto: Ullstein)

Die monumentale Werkausgabe Thomas Bernhards ist fertig, 26 Jahre nach seinem Tod. Auf den Spuren eines Autors, dessen Strahlkraft inzwischen Generationen fasziniert.

Von Willi Winkler

Der schönste Ort in Wien an diesem Frühwintertag ist der Grinzinger Friedhof. Die Straßenbahn fährt vom Schottentor aus mit habsburgischer Geduld über die Währinger- und Nußdorferstraße hinaus und erreicht endlich die Paradisstraße, auf der zweiten Silbe betont und ohne e, weil sie nach der einst europaweit berühmten Maria Theresia Paradis heißt. Blind war die Pianistin, aber sie hat vor Königen gespielt. Mozart hat eigens ein Stück für sie geschrieben. An der Himmelstraße prunkt Grinzing in greller Sonne mit Heurigenschönheit und Heurigenschrecklichkeit, mit seiner schwachen halben Lunge wäre Thomas Bernhard nie zu Fuß hinaufgekommen. In aller Stille wurde er am 16. Februar 1989 hier beigesetzt, kein Staatsakt, keine Feierlichkeit, nichts.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: