Linke:Selbsternannte Spitzenkandidaten

Lesezeit: 1 min

In der Linken gibt es Ärger über die Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl. Wagenknecht und Bartsch kündigen an, als Duo antreten zu wollen. Damit überrumpelten sie die Parteiführung, die eigentlich das Vorschlagsrecht hat.

Von Constanze von Bullion, Berlin

Die einen sprechen von "Erpressung", andere von einem Versuch der "Selbstkrönung" - in der Linkspartei gibt es Ärger über die Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl 2017. Grund ist die Ankündigung der Fraktionschefs Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch, den Wahlkampf der Linken als Duo anführen zu wollen - oder gar nicht als Spitzenkandidaten zur Verfügung zu stehen. Damit überrumpelten sie die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger am Montag bei einer Sitzung mit den Landesvorsitzenden. Teilnehmer bestätigten entsprechende Medienberichte.

Eigentlich war in der Linken vereinbart worden, dass die Parteivorsitzenden im Herbst vorschlagen, welche Spitzenkandidaten die Linke 2017 in die Wahl führen sollen. Zusammen mit den Landesvorsitzenden sollte dann eine Entscheidung getroffen werden. In der Berliner Parteizentrale galt die Devise, es stünden drei Modelle zur Wahl. Entweder ein Vierer-Team aus den Parteichefs Kipping und Riexinger sowie den Fraktionschefs Wagenknecht und Bartsch. Als denkbar galt auch ein Frauen-Team aus Wagenknecht und Kipping, der schon lange Ambitionen auf die Spitzenkandidatur nachgesagt werde. Dass nur Wagenknecht und Bartsch antreten und dies auch noch ultimativ einfordern könnten, indem sie für andere Optionen nicht mehr zur Verfügung stehen, gilt als Überraschung und sorgt nun für Widerstände.

"Ich bin der Meinung, dass die Parteivorsitzenden das Recht haben, die Spitzenkandidaten vorzuschlagen", sagte Hessens Linkenchefin Janine Wissler der SZ. "Das ist guter demokratischer Brauch, und dabei sollten wir bleiben." Thüringens Landeschefin Susanne Hennig-Wellsow hat bereits deutlich gemacht, dass sie neben Fraktionschefin Wagenknecht auch Katja Kipping im Spitzenduo sehen will. Vor allem aber wollen die Landesvorsitzende eines: gefragt werden. Bartsch bemühte sich daher am Mittwoch, die Wogen etwas zu glätten. "Die Spitzenkandidatur wird vereinbarungsgemäß im Januar entscheiden" sagte er. "Letztlich haben die Mitglieder das Wort."

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: