Libyen:31 Flüchtlinge ertrunken

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Dem Tod entronnen: Diese Migranten wurden vor Libyens Küste gerettet. (Foto: Mahmud Turkia/AFP)

Im Mittelmeer geraten mehrere Boote in Seenot. Eine Patrouille der libyschen Küstenwache löst mit einem Manöver nahe einer deutschen Fregatte Irritation aus.

Beim Untergang eines Flüchtlingsboots vor der Westküste Libyens sind am Samstag mindestens 31 Menschen ertrunken, darunter mehrere Kinder. Nach Angaben der libyschen Küstenwache konnten 200 Menschen gerettet werden. Sie wurden in die Hauptstadt Tripolis gebracht. Den Angaben zufolge waren die Flüchtlinge in zwei Booten unterwegs. Als die Küstenwache sie vor der Küste von Garabulli bemerkte, sei ein Boot schon untergegangen gewesen. 60 Insassen hätten sich an Trümmerteile geklammert und konnten deswegen gerettet werden, sagte ein Kommandant der Küstenwache. Weitere 140 Menschen seien aus dem zweiten Boot geborgen worden, 40 Menschen würden noch vermisst. Nach Angaben eines Marinesprechers stammten die Geretteten aus Somalia, Ghana, Äthiopien, Nigeria und Pakistan.

Libyen provoziert mit Manöver nahe einer deutschen Fregatte

Libyen ist der Haupt-Startpunkt für Migranten aus Afrika, welche die Überfahrt nach Europa versuchen. Schleuser bringen sie häufig in seeuntüchtige Boote, die zudem überladen werden. Die meisten Bootsflüchtlinge werden von Schiffen aufgegriffen und nach Italien gebracht. Dort sind über den Seeweg in diesem Jahr bereits 115 000 Migranten angekommen. Rund 3000 Migranten ertranken im gleichen Zeitraum bei dem Versuch, über das Mittelmeer in die Europäische Union zu gelangen. Zugenommen hat die Zahl der Schleuserboote, die von der libyschen Küstenwache abgefangen werden, bevor sie internationale Gewässer erreichen.

Die Küstenwache wird dabei von der EU unterstützt, weshalb ein Vorgang irritiert, der sich am 1. November in unmittelbarer Nähe der deutschen Fregatte Mecklenburg -Vorpommern rund 50 Kilometer vor der libyschen Küste ereignete. Die Besatzung, so berichtet es das Nachrichtenmagazin Der Spiegel, habe auf einem bereits leeren Flüchtlingsboot Spuren sichern wollen, als ein libysches Patrouillenboot auf die Soldaten zugerast sei. Warnungen per Funk seien ignoriert worden. Als das Patrouillenboot abgedreht sei, hätten die deutschen Soldaten Schüsse gehört, die offenbar ins Wasser gefeuert worden seien. Daraufhin habe sich der deutsche Kapitän beim EU-Kommando über das Verhalten der Libyer beschwert, das als bewusste Provokation gewertet worden sei.

Der Chef der libyschen Küstenwache, Abdalh Toumia, zeigte sich laut Spiegel gegenüber EU-Diplomaten und dem Kommandeur der EU-Mission nun "persönlich enttäuscht" über das "unprofessionelle Verhalten" seines Bootsführers. Toumia versicherte demnach, dass sich solche aggressiven Manöver nicht wiederholen würden. Die abgegebenen Schüsse erklärte er als einen Test, bei dem die Funktionsfähigkeit der Bordwaffen überprüft worden sei. Trotz des provokanten Vorfalls wolle die Europäische Union das Training für die libysche Küstenwache fortsetzen, berichtet Der Spiegel.

© SZ vom 27.11.2017 / Reuters, AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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