Krieg in Libyen:Gaddafis Truppen feuern auf britischen Kampfhubschrauber

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"Eine ausweichliche Verschärfung": Die Nato hat erstmals seit Beginn ihres Militäreinsatzes in Libyen Kampfhubschrauber eingesetzt. Britische Apache-Helikopter griffen Ziele in der Hafenstadt Brega an - und gerieten dabei selbst unter Beschuss.

Vor knapp zwei Wochen hatte der franzöische Außenminister Alain Juppe angekündigt, mit Kampfhubschraubern den Druck auf Machthaber Muammar al-Gaddafi erhöhen zu wollen. Nun hat die Nato die Drohung in die Tat umgesetzt: Erstmals seit Beginn ihres Militäreinsatzes in Libyen griff das Militärbündnis Ausrüstung, Panzer und militärische Fahrzeuge sowie Bodentruppen mit Hubschraubern an.

Dieses von der britischen Armee veröffentlichte Bild zeigt einen Apache-Hubschrauer, wie er nun auch im Krieg in Libyen zum Einsatz kommt. (Foto: dpa)

Gleich beim ersten Einsatz ist ist einer von zwei eingesetzten britischen Apaches von Truppen des Regimes beschossen worden. Die Maschinen seien nach diesem Zwischenfall aber sicher auf das Kriegsschiff HMS Ocean zurückgekehrt, sagte Generalmajor Nick Pope vom britischen Verteidigungsministerium am Samstag. Die Hubschrauber hätten eine Radarstellung und einen militärischen Kontrollpunkt in der Nähe der ostlibyschen Stadt Al-Brega angegriffen. "Hellfire-Raketen und 30-Millimeter-Kanonen wurden verwendet, um die Ziele zu zerstören", sagte der Generalmajor. Die BBC berichtet, dass auch französische Gazelle-Helikopter zum Einsatz kamen.

"Der Einsatz von Kampfhubschraubern verleiht den Nato-Operationen mehr Flexibilität bei der Suche und dem Angriff von Gaddafi-treuen Truppen, die vorsätzlich Zivilisten angreifen und sich in bewohnten Gebieten verstecken", hieß es in einer Stellungnahme des Militärbündnisses. Nach Angaben der Nato erfolgt der Einsatz der Helikopter im Einklang mit der Resolution 1973 des UN-Sicherheitsrats. Dieser erlaubt zum Schutz von Zivilisten in Libyen "alle erforderlichen Mitteln". Die Luftangriffe auf Libyen hatten bereits am 19. März begonnen. Vergangenen Mittwoch hatte die Nato ihren Einsatz in Libyen um 90 Tage verlängert.

"Wir sind keine Mörder"

Der Kommandeur der Nato-Operation, Generalleutnant Charles Bouchard, sagte, die Allianz werde diese Hubschrauber wann immer und wo immer es nötig sei einsetzen. Die BBC zitiert den früheren britischen Armeechef Richard Dannatt mit den Worten: "Es ist eine Verschärfung und diese Verschärfung war unausweichlich."

Militärexperten stützen die Ansicht, dass mit Kampfhubschraubern präzisere Schläge gegen Gaddafi-Truppen möglich sind, als dies mit den höher fliegenden Kampfjets und Drohnen, die bisher zum Einsatz kamen, möglich ist. Sie warnen allerdings auch vor einem erhöhten Risiko: Die Nato könnte erstmals seit Beginn ihres Einsatzes im März selbst Opfer erleiden könnte, da die Hubschrauber deutlich anfälliger für einen Beschuss vom Boden sind. Die Nato hat betont, dass dem Einsatz der Hubschrauber nicht der Einsatz von Bodentruppen in Libyen folgen werde.

Doch auch hinter dem Hubschraubereinsatz stehe die implizite Drohung, dass es so einfacher sei, Gaddafi zu töten, schrieb die britische Tageszeitung Guardian, als sich der Einsatz abzeichnete. Dies wies Frankreichs Außenminister zurück: "Wir wollen ihn nicht töten", sagte er. "Wir sind keine Mörder."

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