Konflikt in Syrien:Kriegsparteien lassen mehr als 2000 Geiseln frei

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Die "Friedensbräute" rollten am 21. November im Midhat-Pascha-Basar in Damaskus Transparente ausund forderten ein Ende der Gewalt in Syrien. Sie wurden sofort festgenommen. (Foto: Quelle: Facebook)

Im Gegenzug für die Freilassung von 48 Iranern durch die Aufständischen haben die syrischen Behörden in die Freilassung von mehr als 2000 gefangenen Zivilisten eingewilligt. 2130 sind offenbar bereits auf freiem Fuß - unter ihnen auch vier syrische "Friedensbräute", die in Brautkleidern gegen die Gewalt protestiert hatten.

Im Gegenzug für die Freilassung von 48 Iranern durch die Aufständischen haben die syrischen Behörden nach türkischen Angaben in den Austausch von mehr als 2000 gefangenen Zivilisten eingewilligt. Es sei bereits mit der Freilassung von insgesamt 2130 Zivilisten begonnen worden, die in mehreren Städten festgehalten würden, sagte Serkan Nergis, ein Sprecher der islamistischen türkischen Hilfsorganisation IHH.

Offenbar wurden auch vier syrische Aktivistinnen freigelassen, die im vergangenen November in Brautkleidern gegen den Bürgerkrieg demonstriert hatten. Das sagte ihr Anwalt, Michel Schamas, in Damaskus.

Die "Friedensbräute" hatten am 21. November im Midhat-Pascha-Basar in Damaskus Transparente ausgerollt, auf denen sie das Ende der Gewalt in Syrien forderten. Die jungen Frauen wurden sofort festgenommen. Wenige Tage später startete die Menschenrechtsorganisation Amnesty International eine Kampagne, um ihre Freilassung zu erreichen.

Die weiteren Zivilisten seien nach Angaben von Nergis unter anderem in Homs, Damaskus, Idlib, Lattakia und Tartus inhaftiert gewesen. Unter ihnen waren auch vier Türken.

Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu ist der Austausch mit Hilfe der Türkei und des Golfemirats Katar vermittelt worden. An dem Gefangenenaustausch ist auch die islamisch-türkische Hilfsorganisation IHH beteiligt.

Zur Bedingung machten die syrischen Behörden den Angaben zufolge die Freilassung von insgesamt 48 Iranern, die von den syrischen Aufständischen festgehalten wurden. Ein Sprecher der iranischen Botschaft in Damaskus sagte, die Iraner seien auf freiem Fuß und würden bald in den Iran fliegen. Es handele sich um schiitische Pilger, die in Syriens Hauptstadt Damaskus einen Schrein hätten besuchen wollen.

Während die türkischen Medien von den im Gegenzug freigelassenen Inhaftierten der syrischen Behörden von Zivilisten sprachen, berichtete der iranische Nachrichtensender Al-Alam, die 2130 Gefangenen seien Rebellen. Bei einigen der iranischen Gefangenen handelte es sich um pensionierte Revolutionswächter, die aber nach Angaben Teherans zum Zeitpunkt ihrer Festnahme in Damaskus nur auf Pilgerfahrt waren.

Ein Sprecher der Freien Syrischen Armee (FSA) bestätigte, dass es die Verhandlungen gebe, machte jedoch keine Angaben zum Stand der Freilassungen. Am 5. August hatten die Aufständischen in Syrien ein Video über die gefangenen Iraner veröffentlicht und diese beschuldigt, Mitglieder der iranischen Elite-Einheit der Revolutionsgarden zu sein.

Die Führung in Teheran hatte stets erklärt, es handele sich um Pilger.

Zahl der Entführungen dramatisch zugenommen

Die Zahl der Entführungen hat im Bürgerkriegsland Syrien dramatisch zugenommen. Die oppositionelle Website All4Syria berichtete heute, im Stadtzentrum von Damaskus hätten Angehörige der sogenannten Volkskomitees tagsüber 92 Menschen verschleppt, die auf Busse in den Stadtteil Dschobar warteten.

Es gebe Hinweise, dass die Kämpfer der regimetreuen Bürgerwehr die Geiseln benutzen wollten, um sie gegen drei Angehörige der alawitischen Minderheit auszutauschen, die zuvor von Regimegegnern verschleppt worden waren.

Nach Informationen der Opposition ist zuletzt auch die Zahl der Entführungen durch Lösegelderpresser gestiegen. Der Bezirk Dschobar gehört zu den Hochburgen der Gegner von Präsident Baschar al-Assad.

Bei einem Angriff der syrischen Luftwaffe auf ein Dorf nahe Homs im Zentrum Syriens sind nach Angaben von Aktivisten vier Kinder einer syrischen Familie getötet worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte schätzte die Zahl der Opfer bei dem Angriff auf das Dorf Dschbab Hamad auf mindestens zehn.

Auch in anderen Teilen des Landes gab es demnach erneut Gefechte und schwere Kämpfe, darunter nahe der Hauptstadt Damaskus sowie in der nördlichen Provinz.

© AFP/dpa/kat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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