Konflikt in Mali:Tuareg nehmen malische Islamisten fest

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Tuareg-Gruppen haben in Mali zwei ranghohe Islamisten gefangengenommen. Damit schlagen sie sich auf die Seite Frankreichs. Doch welche Ziele die Tuareg im Norden des Landes langfristig verfolgen, weiß niemand so genau.

Von Caroline Ischinger

Man darf die Aktion auch als Zeichen der Tuareg verstehen, auf welcher Seite sie stehen: Mehrere Medien berichteten am Montag, dass die Tuareg-Bewegung MNLA im hohen Norden von Mali zwei ranghohe Islamisten gefangen genommen habe. Einer der beiden gefassten Rebellen soll Mohammed Moussa Ag Mohamed sein. Er gilt als Nummer drei in der Extremistengruppe Ansar Dine und als verantwortlich für die Einführung der Scharia in der legendären Wüstenstadt Timbuktu, inklusive brutaler Handamputationen.

Der zweite Dschihadist, den die Tuareg offenbar nach Zusammenstößen an der Grenze zu Algerien gefasst haben, soll ein führendes Mitglied der Islamistengruppe Mujao sein. Den beiden Organisationen Mujao und Ansar Dine werden Verbindungen zu al-Qaida im Islamischen Maghreb (Aqim) nachgesagt. Sie hatten im Zuge einer Tuareg-Rebellion im vergangenen Jahr den Norden des westafrikanischen Landes unter ihre Kontrolle gebracht, die französische Armee konnte sie in den vergangenen Wochen jedoch stark zurückdrängen.

Die Tuareg-Bewegung MNLA versucht seit dem Beginn der französischen Militärintervention in Mali verstärkt, sich als verhandlungsbereiter Partner für Paris im Kampf gegen die radikalen Islamisten zu präsentieren. Auch der malische Übergangspräsident Dioncounda Traoré hatte sich vergangene Woche offen gezeigt für Gespräche mit der MNLA, sofern die Gruppierung ihre territorialen Ansprüche aus dem vergangenen Jahr aufgebe.

Vielstimmig, auch in Hinblick auf die politischen Ziele

Damals hatten die Tuareg den unabhängigen Staat Azawad ausgerufen, wobei ihre Forderungen nach mehr Autonomie bis in die Kolonialzeit zurückreichen. In der Hauptstadt Bamako werden diese Bestrebungen von vielen umso kritischer betrachtet, als die Tuareg für den Verlauf der Krise im Norden verantwortlich gemacht werden.

Zudem gilt die MNLA als vielstimmig, auch in der Frage ihrer Ziele. Ein MNLA-naher Abgeordneter, Ibrahim Ag Mohamed Assaleh, beteuerte nun in einem Interview mit dem französischen Auslandssender Radio France International, die Ausrufung von Azawad im April 2012 habe dazu gedient, "die Messlatte hoch anzusetzen". Der Schritt sei nötig gewesen, "damit Bamako versteht, dass wir wirklich etwas wollen. Wir erwarten, dass auf unserem Gebiet etwas passiert."

Es heißt, dass MNLA-Mitglieder derzeit noch die Stadt Kidal kontrollieren, auf deren Flughafen in der vergangenen Woche auch französische Truppen gelandet waren. Auch Soldaten aus dem zentralafrikanischen Tschad sollen mittlerweile dort angekommen sein. Die MNLA lehnt einen Einmarsch malischer oder westafrikanischer Soldaten in Kidal entschieden ab. In das nahe gelegene Ifoghas-Gebirge sollen sich viele Islamisten zurückgezogen haben. Die insgesamt sieben französischen Geiseln in der Gewalt von Islamisten werden ebenfalls dort vermutet. Seit dem Wochenende nimmt die französische Luftwaffe den hohen Norden in der Gegend um Tessalit verstärkt ins Visier.

© SZ vom 05.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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