Köln:Verwalten statt gestalten

Die Stadt in Nordrhein-Westfalen stellt wieder einmal unter Beweis, wie sehr sie unter ihren Möglichkeiten bleibt.

Von Bernd Dörries

Ein Haus stürzt in einen U-Bahntunnel, Spendenskandale in der Politik, Korruption bei Großprojekten, Wahlen, die nicht richtig ausgezählt oder verschoben werden. Das sind alles Nachrichten, die ganz gut zu Schwellenländern passen. Sie kommen aber aus Köln, das man mittlerweile eine Schwellenstadt nennen könnte.

An der Schwelle zum Wahnsinn war sie schon immer, nur war das bisher positiv gemeint: wegen des Karnevals, wegen der Lebensfreude. Weil Köln es mittlerweile aber nicht einmal mehr schafft, ordnungsgemäße Wahlen durchzuführen, muss man sich so langsam schon fragen, ob die Stadt sich selbst regieren kann. Der Wunsch nach einer besseren Verwaltung ist das große Thema des OB-Wahlkampfes. Dass die Wahl wegen falscher Stimmzettel verschoben werden muss, ist ein eindrucksvoller Beweis, dass zumindest die Diagnose richtig ist. Verwaltung wird in Köln noch sehr wörtlich betrieben, regiert und gestaltet wird hier nicht.

Köln ist eine Stadt voller Optimisten mit großer Zuneigung zu ihrer Stadt. Es wurde wenig gemacht aus diesem Kapital, es existiert in der Politik keine Idee der Zukunft. Man hat gehört, dass es sie gibt, verhält sich aber lieber ruhig, bis sie vergangen ist. Natürlich kann man trotzdem gut leben in Köln. Aber so langsam wächst bei den Beteiligten hoffentlich die Einsicht, dass es kein Fehler ist, noch etwas mehr zu wollen.

© SZ vom 04.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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