Kiel:In der Passage bedrängt

Laut Polizeibericht werden drei Mädchen von zwei jungen Afghanen belästigt. Schnell seien bis zu 30 Männer dazugekommen.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Der Sophienhof in Kiel, ein Einkaufszentrum. In dem Shopping Center sollen am Donnerstagnachmittag drei junge Frauen von mehreren Männern offenbar ausländischer Herkunft belästigt worden sein, vier Verdächtige wurden vorübergehend festgenommen. Am Freitag machten neben dem Polizeibericht verschiedene Schilderungen die Runde, und es stellt sich die Frage: Was genau ist da passiert?

Laut Polizeibericht wurden die weiblichen Jugendlichen im Alter von 15, 16 und 17 Jahren zunächst von "zwei männlichen Afghanen im Alter von 19 und 26 Jahren beobachtet, verfolgt und schließlich mit Mobiltelefonen in einem Restaurantbereich im Sophienhof fotografiert beziehungsweise gefilmt". Die Daten hätten sie dann "augenscheinlich an Dritte" versandt, worauf "20 bis 30 weitere Personen mit Migrationshintergrund" eingetroffen seien und "die Geschädigten" weiter bedrängt hätten. Nach bisherigem Stand der Ermittlungen sei es "zu keinen körperlichen Übergriffen gekommen." Der Kieler Polizeisprecher Oliver Pohl sagte der Süddeutschen Zeitung, es habe "keine sexuellen Übergriffe" wie in Köln gegeben.

Als zwei der Mädchen erst geflüchtet und dann wieder zu ihrer Freundin ins Restaurant zurückgekehrt seien, hätten zwei der mutmaßlichen Täter "erneut die oben genannten Tathandlungen" begangen. Der Wachdienst verständigte die Polizei. Als die Personalien der zwei Hauptbeschuldigten aus Afghanistan und zweier weiterer Männer unbekannter Nationalität aufgenommen werden sollten, sei es zu "massiven Beleidigungen, Bedrohungen, Körperverletzungen, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte" gekommen. Die zwei Afghanen wurden sofort in Gewahrsam genommen. Die beiden anderen Männer mussten ebenfalls eine Nacht in Haft verbringen, nachdem sie bei einer ärztlichen Untersuchung "Beleidigungen und Bedrohungen gegenüber dem eingesetzten Polizeiarzt" ausgesprochen hätten. Inzwischen sind sie wieder auf freiem Fuß, alle vier wohnen in Kiel.

Ihre Mobiltelefone und Videoaufnahmen werden ausgewertet, die betroffenen Frauen betreut. Auch will die Kieler Polizei an Brennpunkten verstärkt Präsenz zeigen. Innenminister Stefan Studt (SPD) verurteilte die Ereignisse, der Vorfall sei nicht hinnehmbar. Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) sagte: "Kiel ist eine weltoffene Stadt, die auf Toleranz und Respekt setzt. Diese Grundregeln gelten ausnahmslos für alle. Weder Belästigungen noch Gewalt werden geduldet." Die Taten würden aufgeklärt und geahndet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: