Kenia:Blinde Härte schürt Terror

Bombardements sind Futter für die Propaganda der Islamisten.

Von Tobias Zick

Kenias Präsident ist ein Mann der Macht, ein klassischer afrikanischer Big Man; als solcher kann er es sich erlauben, alles Mögliche zu zeigen, nur keine Schwäche. Nach dem Terrormassaker, bei dem die Sicherheitskräfte stundenlang durch Abwesenheit glänzten, hat Uhuru Kenyatta angekündigt, "härtestmöglich" gegen Hintermänner vorzugehen. Kurz darauf meldete die Armee, man habe zwei Camps der Terrormiliz al-Shabaab in Somalia bombardiert.

Es erinnert alles schmerzlich an das Westgate-Massaker 2013, bei dem al-Shabaab 67 Menschen tötete. Auch damals kamen die Sicherheitskräfte viel zu spät, zogen die Belagerung unnötig in die Länge; anschließend verkündete der Präsident, man habe die Terroristen "gedemütigt".

Seit Westgate hat al-Shabaab viele weitere Male ungehindert Zivilisten massakriert. Damals wie heute lässt Kenias Anti-Terror-Politik kaum ernste Versuche erkennen, dem Terror vorzubeugen. Warnungen vor Anschlägen verhallen, zugleich schüren die Sicherheitskräfte mit blinder Härte gegen muslimische Zivilisten die Radikalisierung im eigenen Land noch mehr. Mindestens einer der Attentäter war, wie die Regierung selbst sagt, Kenianer; Sohn eines Regierungsbeamten. Die ursprünglich somalische Al-Shabaab-Miliz wächst und gedeiht auf kenianischem Boden; Bombardements in Somalia helfen da wenig. Sie verschaffen den Islamisten Futter für ihre Propaganda.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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