Kampf um den Linken-Parteivorsitz:Bartsch will's wissen

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Vor einem Jahr verlor er den Machtkampf gegen Ex-Parteichef Lafontaine, jetzt versucht Dietmar Bartsch ein Comeback: Nach langen Spekulationen hat der Reformer angekündigt, für den Linken-Parteivorsitz kandidieren zu wollen - Gysi und Lafontaine reagierten zurückhaltend.

Der stellvertretende Linksfraktionschef Dietmar Bartsch will für den Parteivorsitz kandidieren. "Die Linke braucht einen neuen Aufbruch", sagte Bartsch in Berlin. Die Partei müsse zielstrebiger geführt werden.

Die Linke findet zu wenig Gehör, kritisiert Dietmar Bartsch. Jetzt will er Parteichef werden. (Foto: dpa)

Die Linke wählt nach jetziger Planung im Juni 2012 auf einem Parteitag in Göttingen einen neuen Vorstand. Ob es vor dem Parteitag einen Mitgliederentscheid über den Vorsitz gibt, ist offen. Der derzeitige Parteichef Klaus Ernst schlägt ein solches Vorgehen vor, auch Bartsch hat dafür plädiert. Die Entscheidung fällt wahrscheinlich Mitte Dezember bei einem Treffen der Landes- und Fraktionschefs der Linken im thüringischen Elgersburg. Bartsch sprach sich für einen Mitgliederentscheid über den Parteivorsitz aus, will aber auch kandieren, wenn es nicht dazu kommt.

Der 53-jährige gebürtige Stralsunder zählt zu den Reformern in der Partei, die im Gegensatz zu dem von Sahra Wagenknecht angeführten linken Flügel eher bereit sind, Bündnisse um den Preis von Kompromissen einzugehen. Er distanzierte sich in den vergangenen Monaten unter anderem vom Glückwunschbrief der beiden Parteivorsitzenden an den früheren kubanischen Machthaber Fidel Castro und kritisierte relativierende Äußerungen über den Bau der Berliner Mauer.

Lötzsch will wieder antreten

Derzeit führt Ernst die Partei gemeinsam mit Gesine Lötzsch. Diese hat bereits erklärt, dass sie erneut antreten wird. Ernst hat sich nach eigenen Angaben noch nicht entschieden. Laut Satzung wird die Parteispitze auch künftig von einem Mann und einer Frau gebildet.

Zur Frage einer möglichen Zusammenarbeit mit Lötzsch wollte sich Bartsch nicht äußern. "Wenn die Kandidatenlage klar ist, werde ich mich auch dazu äußern." Er gehe davon aus, dass es noch mehr Kandidaten geben werde. Bartsch war zwischen 1997 und 2010 Bundesgeschäftsführer zunächst der PDS und später der Linkspartei. Seit er diese Position im Streit mit dem damaligen Parteichef Oskar Lafontaine 2010 verlor, warten zumindest Teile der Partei auf Bartschs Comeback.

Linksfraktionschef Gregor Gysi und Ex-Parteichef Oskar Lafontaine reagieren zurückhaltend auf die Kandidatur Bartschs. Er habe die Bewerbung seines Stellvertreters "zur Kenntnis genommen", sagte Gysi der Märkischen Allgemeinen. "Jedes Mitglied hat das Recht zu kandidieren". Lafontaine sagte der Sächsischen Zeitung:""Bei uns hat jeder das Recht zu kandidieren."

In der Linken läuft seit Monaten eine Führungsdebatte. Die bisherige Amtszeit von Lötzsch und Ernst war von innerparteilichen Streitereien geprägt. Die Linke stürzte in den Umfragen dramatisch ab und hatte mehrere Wahlschlappen zu verkraften. Als Erfolg konnten Lötzsch und Ernst allerdings eine breite Mehrheit für das neue Parteiprogramm der Linken verbuchen.

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