Kambodscha:Früherer König Sihanouk ist tot

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"Ein schwerer Verlust für Kambodscha": Der langjährige König Norodom Sihanouk ist im Alter von 89 Jahren in Peking gestorben. Nach der Schreckensherrschaft der Roten Khmer und der vietnamesischen Besetzung wurde er zu einem Symbol der nationalen Aussöhnung und Einheit.

König Sihanouk auf einem Foto vom 8. April 2007 am Flughafen von Phnom Penh. (Foto: AFP)

Der ehemalige kambodschanische König Norodom Sihanouk ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Er sei am frühen Montagmorgen in Peking einem natürlichen Tod erlegen, teilte Regierungssprecher Khieu Kanharith mit.

Sihanouk herrschte über Kambodscha von 1941 bis 1955 sowie nochmals von 1993 bis 2004. Während des Vietnam-Krieges war der König quasi ohne Macht, während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer (1975-1979) kam er unter Hausarrest. Als er vier Jahre nach dem Abzug der Vietnamesen den Thron 1993 wieder einnahm, war er zu einem Symbol der nationalen Aussöhnung und Einheit geworden.

"Sein Tod ist ein schwerer Verlust für Kambodscha", sagte Prinz Sisowath Thomico, der Sihanouk als Assistent gedient hatte. Der frühere König habe sein Leben "dem Wohl der gesamten Nation, des Landes und des kambodschanischen Volkes" gewidmet. Sein Sohn und Nachfolger Norodom Sihamoni reiste am Montag gemeinsam mit Ministerpräsident Hun Sen nach China, um die sterblichen Überreste seines Vaters heimzuholen. In Kambodscha wehten die Flaggen auf Halbmast.

Anfang des Jahres hatte Sihanouk angeordnet, seine Leiche solle nach buddhistischer Tradition eingeäschert und in einer goldenen Urne im Königspalast aufbewahrt werden. Sihanouk verzichtete 2004 aus gesundheitlichen Gründen zugunsten seines Sohns auf den Thron. Er war mehrfach schwer erkrankt, unter anderem an Darmkrebs. Zudem litt er an Diabetes und Bluthochdruck. Bereits im Januar war er zur medizinischen Behandlung in die chinesische Hauptstadt gereist.

Sihanouk griff immer wieder aktiv in die Politik ein und begleitete sein Land ein halbes Jahrhundert durch Kolonialherrschaft, Bürgerkrieg und Demokratisierungsversuche. Der Monarch galt als beliebt beim Volk, war allerdings nur selten in der Lage, für Stabilität in dem südostasiatischen Staat zu sorgen.

Mit 19 Jahren zum König gekrönt

1941 wurde er unter französischer Herrschaft im Alter von 19 Jahren zum König gekrönt. Die Kolonialregierung ging offenbar davon aus, den jungen Mann gut kontrollieren zu können. Nach der Niederlage im Indochinakrieg verließen die Franzosen 1953 das Land. Zwei Jahre später verzichtete Sihanouk auf den Thron, gründete eine politische Partei und erklärte Kambodscha auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs für neutral. Er akzeptierte auf der einen Seite in begrenztem Maße Entwicklungshilfe aus den USA und nahm auf der anderen Seite Beziehungen zum kommunistischen China auf. Zudem gehörte er zu den Gründern der Bewegung der Blockfreien Staaten.

Sihanouk sympathisierte zunächst mit den Roten Khmer, wurde von den neuen Machthabern später aber zum Tode verurteilt. Nur die persönliche Intervention des chinesischen Parteiführers Zhou Enlai bewahrte ihn vor der Hinrichtung.

Abseits der Politik ging der Monarch seinen zahlreichen Interessen nach. Er drehte Filme, malte, komponierte, führte die Fußballmannschaft des Palastes und leitete eine Jazzband. Sihanouk liebte schnelle Autos, gutes Essen und schöne Frauen: Er war mindestens fünfmal verheiratet und hat 14 Kinder.

© Süddeutsche.de/dapd/Reuters/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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