Kämpfe in Afghanistan:Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen in Kundus bombardiert

  • Ein Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen in Kundus wird in der Nacht aus der Luft angegriffen.
  • Mindestens 16 Menschen sterben, 37 werden verletzt
  • Möglicherweise hat die US-Luftwaffe die Einrichtung versehentlich bombardiert.

Tote und Vermisste nach Krankenhaus-Bombardierung

Fataler Fehler der US-Luftwaffe in Afghanistan: Bei einem Bombenangriff in Kundus haben amerikanische Kampfjets vermutlich aus Versehen ein Krankenhaus der Organisation Ärzte ohne Grenzen getroffen und dabei mindestens 16 Menschen getötet. Weitere 37 Menschen wurden schwer verletzt. Zum Zeitpunkt des Angriffs seien 105 Patienten und Angehörige sowie mehr als 80 internationale und afghanische Mitarbeiter im Gebäude gewesen, teilte die Hilfsorganisation mit.

Das Krankenhaus wurde von den nächtlichen Explosionen demnach sehr stark zerstört. Das Traumazentrum sei "bei anhaltendem Bombardement mehrfach getroffen und sehr schwer beschädigt" worden.

Ein Arzt berichtete der Nachrichtenagentur AP, er sei im Dienst gewesen, als der Operationstrakt, die Notaufnahme und andere Teile des Krankenhauses getroffen wurden. "Ich schaffte es, mich nach dem Angriff zu retten, aber ich weiß, dass die meisten Mitarbeiter und sogar einige Patienten noch vermisst werden", sagte er.

Der Leiter von Ärzte ohne Grenze vor Ort, Bart Janssens, sagte, es lägen noch keine abschließenden Angaben über die Zahl der Opfer vor. "Wir sind über den Angriff, das Töten von Mitarbeitern und Patienten und die schweren Auswirkungen auf die Gesundheitsfürsorge in Kundus zutiefst schockiert", sagte Janssens. Er forderte alle Konfliktparteien auf, die Sicherheit von Gesundheitseinrichtungen und deren Personal zu respektieren.

Luftschlag um kurz nach zwei

Der Luftschlag ereignete sich den Angaben zufolge in der Nacht gegen 2:10 Uhr. Die US-Luftwaffe räumte ein, dass sie gegen 2:15 Uhr einen Angriff auf Kundus geführt habe. Sprecher Brian Tribus sagte, die Attacke "könnte zu Kollateralschaden in einer nahen medizinischen Einrichtung geführt haben". Der Zwischenfall werde untersucht.

Die USA haben die Gegenoffensive der afghanischen Armee in Kundus unter anderem mit Luftangriffen unterstützt. Die radikalislamischen Taliban hatten Kundus Anfang der Woche überrannt. Seither versuchen afghanische Regierungstruppen, die Stadt wieder vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. In Kundus war bis Oktober 2013 die Bundeswehr im Rahmen der Nato-Schutztruppe Isaf stationiert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: