Jemen:USA greifen in den Krieg in Jemen ein

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Die saudisch geführte Koalition fliegt regelmäßig Angriffe auf die Gebiete der Huthi-Rebellen in Jemen. (Foto: dpa)

Marschflugkörper zerstören Stellungen im Gebiet der Huthi-Miliz. Ein direkter Einsatz in dem Bürgerkriegsland ist angeblich nicht geplant.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Die USA haben am Donnerstag mit Marschflugkörpern drei Radarstellungen in einem Gebiet in Jemen zerstört, das von der aufständischen Huthi-Miliz kontrolliert wird. Die USA griffen damit erstmals direkt militärisch in den Bürgerkrieg ein. Auslöser waren Raketenangriffe auf US-Kriegsschiffe in der strategisch wichtigen Meerenge Bab el-Mandab, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet.

Am Sonntag war der US-Zerstörer Mason in internationalen Gewässern mit zwei Raketen beschossen worden, am Mittwoch gab es eine zweite Attacke. US-Schiffe wurden nicht beschädigt. Die von Iran unterstützten Huthis bestreiten, für die Angriffe verantwortlich zu sein. Sie hatten aber bereits am 1. Oktober mit einer Rakete ein militärisch genutztes Versorgungsschiff der Vereinigten Arabischen Emirate schwer beschädigt.

Das Pentagon bezeichnet die Angriffe als "beschränkte Selbstverteidigung zum Schutz unseres Personals, unserer Schiffe und der Freiheit der Schifffahrt in dieser wichtigen Wasserstraße". Es stellte damit klar, dass die USA nicht beabsichtigen, sich stärker direkt militärisch an dem Konflikt zu beteiligen.

Seit März 2015 unterstützt eine von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition die international anerkannte Regierung von Präsident Abd Rabbo Masur Hadi im Kampf gegen die Huthis. Diese hatten zuvor Teile des Landes einschließlich der Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht. Zugleich warnte das Pentagon, weitere Bedrohungen von US-Schiffen oder der Handelsschifffahrt würden nicht unbeantwortet bleiben. Durch die Meerenge wird ein Großteil der Exporte vom Persischen Golf und aus Asien nach Europa abgewickelt, darunter Öltransporte von mehreren Millionen Barrel pro Tag.

Durch die Meerenge werden die meisten Exporte nach Europa abgewickelt

Die Eskalation folgt auf einen mutmaßlich saudischen Luftangriff auf eine Trauerfeier in Sanaa, bei dem nach Angaben der von den Huthis kontrollierten Gegenregierung mehr als 200 Menschen getötet worden waren. Die USA haben Riad dafür kritisiert und eine Überprüfung ihrer Unterstützung für die Militärkoalition angekündigt. Sie besteht vor allem aus Luftbetankung von Kampfjets und Bomben-Lieferungen.

Die Angriffe der Huthis bestätigen Teile der Rechtfertigung Saudi-Arabiens für den Militäreinsatz. Nach von den Huthis verbreiteten Videoaufnahmen griffen sie das emiratische Schiff mit einem Marschflugkörper des chinesischen Typs C-802 oder mit einem iranischen Nachbau namens Noor an. Diese Waffen sind höchstwahrscheinlich von den iranischen Revolutionsgarden geliefert worden.

Seit Sommer 2015 haben Marine-Verbände westlicher Staaten ein halbes Dutzend für Jemen bestimmte Waffenlieferungen aus Iran abgefangen, die gegen UN-Resolutionen verstoßen. Iran entsandte am Donnerstag einen Zerstörer und Begleitschiffe Richtung Jemen; westliche Geheimdienste bezweifeln aber saudische Anschuldigungen, dass die Huthis von Iran gesteuert werden wie die Hisbollah in Libanon.

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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