IT-Sicherheit:Hacker greifen Bundestag an

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Die Attacke dauert seit Tagen an, Schuld ist vermutlich ein Trojaner. Cyber-Angriffe sind nicht ungewöhnlich - dieser aber schon.

Bislang unbekannte Täter haben das interne Datennetz des Deutschen Bundestags attackiert. Der Vorgang sei von den IT-Experten bemerkt worden und werde derzeit nach Kräften analysiert, sagte ein Bundestagssprecher am Freitag in Berlin. Er bestätigte damit einen Bericht von Spiegel Online. Derzeit deute nichts auf eine Attacke durch eine gezielte Überlastung des Servers, den sogenannten Denial of Service. "Eher scheint es in Richtung Trojaner zu gehen", sagte der Sprecher zur SZ. Was der Trojaner konkret angerichtet hat und ob Informationen dadurch nach außen gerieten, werde nun untersucht. Experten der Bundestagsverwaltung und des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) arbeiteten daran. Die Attacken dauerten am Freitagabend noch an.

"Einen solchen Angriff auf das Netz des Bundestags über mehrere Tage hat es noch nicht gegeben", sagte die Vorsitzende der IT-Kommission und Vizepräsidentin des Bundestags, Petra Pau (Linke) der Deutschen Presse-Agentur. Sie ist auch Vorsitzende der IT-Kommission des Bundestags. Es habe einen Angriff von außen gegeben. Die unbekannten Angreifer hätten auch versucht, eine Software einzuschleusen, die ein weiteres Vordringen ermöglichen und weitere Computer infizieren sollte. Dies sei aber rechtzeitig erkannt worden. Aber, so Pau am Freitagnachmittag: "Die Angriffe von außen gehen weiter." Bei der Attacke handele sich um eine ernstzunehmende Angelegenheit, "es ist auf jeden Fall kriminell".

IT-Spezialisten des Parlaments sei bereits vor mehreren Tagen aufgefallen, dass Unbekannte versuchten, in das interne Datennetz einzudringen, hieß es. Am Freitagvormittag hatten die IT-Abteilungen mehrerer Fraktionen ihre Abgeordneten und Mitarbeiter darüber in Kenntnis gesetzt. Die Einschränkungen hielten sich nach Aussage von Betroffenen in Grenzen. "Aus betrieblichen Gründen treten derzeit Einschränkungen bei der Bereitstellung von IT-Diensten und Anwendungen auf", erfuhren Bundestags-Mitarbeiter am Freitagnachmittag im Intranet. "Um Datenverluste zu vermeiden, schalten Sie bitte Ihre PCs zum Dienstschluss aus." Das BSI registrierte 2014 jeden Tag 15 bis 20 Angriffe auf das Regierungsnetz, im Schnitt einmal am Tag mit "nachrichtendienstlichem Hintergrund".

© SZ vom 16.05.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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