Islamischer Staat:Messenger-App Telegram friert IS-Kanäle ein

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Das Logo der in Berlin ansässigen Messenger-App Telegram (Foto: N/A)
  • Der Messenger-Dienst Telegram hat Kommunikationskanäle gesperrt, die der IS für seine Propaganda nutzt.
  • Telegram hat eine strenge End-zu-End-Verschlüsselung, die eine Überwachung der Kommunikation erschwert.
  • Zuvor hatte schon das Hacker-Netzwerk Anonymous angekündigt, nun aktiv zu werden und Konten sowie Transaktionen von IS-Kämpfern zu veröffentlichen oder zu sabotieren.

Gesicherte Messenger-Dienste zur Verbreitung von Propaganda

Der Messenger-Dienst Telegram hat 78 Kanäle mit Bezug zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gesperrt. Telegram hat Funktionen, die Twitter ähneln. So können Nutzer etwa auf unkomplizierte Weise öffentliche Kommunikationskanäle abonnieren, über die der IS seine Propaganda verbreitet haben soll. Ein solcher IS-Kanal soll der International Business Times zufolge 9000 Nutzer gehabt haben.

Nach den Pariser Anschlägen gab es Berichte, dass die Attentäter möglicherweise über Kommunikations-Plattformen Kontakt halten, die nicht von westlichen Geheimdiensten überwacht wurden. Dazu gehört etwa die Playstation 4 mit ihrer "Voice Chat"-Funktion, bei der sich Nutzer in verschiedenen Spielen in Echtzeit via Headset und Mikrofon austauschen können. Daneben gibt es viele kleine Messenger-Dienste, die mit ihrer strengen End-zu-End-Verschlüsselung für die Kommunikation zwischen Personen für die Dienste schwer zu überwachen sind, wie eben auch die in Berlin ansässige Firma Telegram. End-zu-End bedeutet, dass nur Absender und Empfänger die gesendeten Nachrichten lesen können.

Sie wirbt damit, dass ihre Verschlüsselungstechnologie sicherer und schneller ist als die von WhatsApp, das zu Facebook gehört. IS hatte den Dienst bereits genutzt, um sich zum Absturz des russischen Verkehrsflugzeuges am 31. Oktober in Ägypten zu bekennen.

Internet-Aktivisten sagen IS den Kampf an

Die Miliz soll zudem Geldgeschäfte über die Internet-Währung Bitcoin abwickeln, die ebenfalls nicht unter strenger Beobachtung staatlicher Stellen steht. Hier will das Hacker-Netzwerk Anonymous nun aktiv werden und Konten sowie Transaktionen von IS-Kämpfern veröffentlichen oder sabotieren. Gerade wegen der Probleme der Geheimdienste haben inzwischen mehrere Gruppen den Kampf gegen IS im Netz aufgenommen.

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Von Angela Gruber und Hakan Tanriverdi, New York

Anonymous erklärte am Dienstag, Tausende Twitter-Konten von IS-Anhängern lahmgelegt zu haben. Auch andere Gruppen sind aktiv. "Wir spielen eine Rolle wie Geheimdienste", sagte etwa der Chef der Ghost Security Group, der namentlich nicht genannt werden will. Dahinter steckt eine Freiwilligen-Organisation, die mit sogenannten "Dark Web"-Operationen Daten des IS sammelt und diese etwa der US-Bundespolizeibehörde FBI und anderen Diensten zuspielt.

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