Iran verurteilt angeblichen CIA-Spion zum Tode:Kleiner Fisch im Propagandakrieg

Ein angeblicher US-Spion wird in Teheran zum Tode verurteilt. Dabei ist er in dem Schauspiel um Atomstreit und die Vormachtstellung in der Region nur eine Nebenfigur.

Rudolph Chimelli

Zwischen verfeindeten Staaten ist Spionage guter alter Brauch. Selbstverständlich haben die Iraner im sprachlich verwandten Afghanistan sowie unter Gleichgesinnten in der arabischen Welt funktionierende Netze.

Ebenso wissen die USA - und Israel - leidlich gut Bescheid über sicherheitsrelevante Bereiche in Iran. Wie sonst könnten ihre Agenten, wie mehrfach geschehen, führende Wissenschaftler in Teheran abschießen, ohne je erwischt zu werden? Auch Viren in den Computern der iranischen Atomindustrie dürften nicht ohne Insiderwissen zu platzieren sein.

Dämonische Unfehlbarkeit braucht man bei Geheimdiensten deshalb nicht vorauszusetzen. Der angebliche CIA-Spion, der gerade in Teheran zum Tod verurteilt wurde, war offensichtlich ein krasser Amateur. Weder hat er für seine eventuellen Auftraggeber irgendetwas geleistet, noch hat er den Iranern im Geringsten geschadet. Er ist nicht mehr als ein kleiner Fisch im Propagandakrieg zwischen Iran und den USA.

Viel lautstärker, aber dennoch Theaterdonner, sind Teherans Drohungen, die Straße von Hormus zu schließen. In die gleiche Kategorie fällt hoffentlich auch in Zukunft das Säbelrasseln von Amerikanern und Israelis wegen einer iranischen Atombombe, die seit bald fünfzehn Jahren unmittelbar vor der Fertigstellung steht.

Dagegen sind Sanktionen gegen die Banken Irans oder ein Erdölboykott, falls sie sich je verwirklichen lassen, mehr als Rhetorik. Auch wenn die Iraner eine der modernsten amerikanischen Drohnen unversehrt vom Himmel holen, ist dies ein kleiner Punktgewinn. Um Kopf und Kragen geht es aber nur für den Verurteilten. Er sucht sich durch fließende Geständnisse zu retten.

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