Irak:Spuren von Senfgas

Im August wurden Dutzende Peschmerga-Kämpfer bei einem IS-Angriff verwundet. Indizien deuten auf einen Giftgas-Einsatz hin.

Von Christoph Hickmann, Berlin

Die Hinweise auf einen Einsatz von Senfgas durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verdichten sich. Die Bundesregierung unterrichtete am Freitag Außen- und Verteidigungspolitiker des Bundestags über Untersuchungsergebnisse nach der mutmaßlichen Giftgas-Attacke gegen kurdische Peschmerga-Kämpfer im August. Dem der Süddeutschen Zeitung vorliegenden Schreiben zufolge ließen erste Auswertungen "den Schluss zu", dass "vermutlich" bei mindestens einer der von "Spezialisten der internationalen Kräfte" genommenen Proben "ein positiver Nachweis" für Senfgas vorliege.

Die "vorläufigen Erkenntnisse" zeigten allerdings "nur die Präsenz von Spuren des Kampfstoffs", heißt es in dem Schreiben weiter. Darüber hinaus wiesen die Verletzungsmuster bei Peschmerga-Kämpfern "auf einen Einsatz chemisch toxischer Substanzen analog" zu Senfgas hin. Um den Einsatz von Senfgas endgültig bestätigen und detaillierte Angaben unter anderem zur genauen Art und Menge des Stoffs machen zu können, seien "weiterführende Untersuchungen notwendig".

Bei dem fraglichen Angriff waren am 11. August 50 bis 60 Peschmerga-Kämpfer nahe der Stadt Mahmour, etwa 60 Kilometer südwestlich der Kurden-Hauptstadt Erbil im Nordirak, verwundet worden. In Erbil sind Bundeswehrsoldaten stationiert, die kurdische Kämpfer ausbilden. In dem Schreiben an den Bundestag betont die Regierung, der IS sei derzeit nicht in der Lage, den Raum Erbil "von der Frontlinie aus zu beschießen". Allerdings lasse sich nicht ausschließen, dass dort Kampfstoffe etwa über Sprengfallen eingesetzt werden könnten. Laut Spiegel Online haben die USA die Bundesregierung bereits vor zwei Wochen über erste Untersuchungsergebnisse informiert.

© SZ vom 05.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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