Irak:Schrecklicher Sieg

Das Land taumelt durch ein politisches Vakuum.

Von PAul-Anton Krüger

Ja: Irak hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) militärisch weitgehend besiegt. Aber zu der international erhofften nachhaltigen Stabilisierung des Landes hat dieser teuer und mit hohem Blutzoll erkaufte Sieg nicht geführt. Die Parlamentswahl vom Mai wird überschattet von massiven Betrugsvorwürfen und äußerer Einmischung, vor allem durch den Nachbarn Iran. Das Land taumelt durch ein politisches Vakuum.

Die Regierung schafft es nicht, in der Gluthitze des Sommers die Strom- und Wasserversorgung aufrechtzuerhalten. Auskömmliche Arbeitsplätze finden vor allem jene, die über Beziehungen verfügen im verrotteten Labyrinth der staatlichen Verwaltung. Gegen diese Zustände haben die Iraker schon bei der Wahl protestiert: Sie blieben in der Mehrheit zu Hause. Jene, die wählten, machten den populistischen Schiiten-Prediger Muqtada al-Sadr zum Sieger, der versprochen hat, mit dem Proporz-System zwischen den Volksgruppen und der Korruption aufzuräumen.

Gelingt dies nicht, ist Irak weiter vom territorialen Zerfall bedroht, aber auch vom Staatszerfall. Ein Blick in die jüngere Geschichte des Landes sollte reichen, um zu verstehen, dass das idealer Nährboden ist für Extremisten. Die Zustände im schiitischen Süden sind erschreckend - in den vom IS befreiten Gebieten sind sie keinen Deut besser.

© SZ vom 17.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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