Irak:Ikonischer Kurdenführer ist tot

Der kurdische Politiker Jalal Talabani ist in Deutschland gestorben. Er wurde 2005 als erster Nicht-Araber Präsident des Irak und war bis 2014 Staatsoberhaupt. (Foto: Alessia Pierdomenico/Reuters)

Der ehemalige Präsident Jalal Talabani ist am Dienstag in Berlin gestorben. Er war bis 2014 Staatsoberhaupt des Irak.

Von Paul-Anton Krüger

Was hätte Mam Jamal wohl gesagt? Diese Frage hörte man in den Kurdengebieten im Irak jüngst oft rund um das Unabhängigkeitsreferendum. Mam ist Kurdisch für Onkel, gemeint war Jalal Talabani, einer von zwei ikonischen Führern der Kurden im Irak. Im November 1933 in Kelkan geboren, war er der langjährige Gegenspieler des Präsidenten der Autonomieregion, Massud Barzani. Noch heute ist Talabanis Konterfei überall auf Bildern präsent in jenen Gegenden, die seine Patriotische Union Kurdistans kontrolliert mit der Millionenstadt Sulaimaniyah als Zentrum. Talabani hatte die Partei 1975 gegründet und die Spaltung der Kurden besiegelt, die auch entlang der Sprachgrenze zwischen Sorani und Kurmandschi verläuft. Talabani konnte die Frage nicht mehr beantworten: Seit einem Schlaganfall 2012 konnte er nicht mehr sprechen; 18 Monate wurde er in Deutschland medizinisch behandelt. Er war damals irakischer Staatspräsident, der erste Nicht-Araber auf diesem Posten. Seit 1961 hatte er für die Eigenständigkeit der Kurden gekämpft, damals im bis heute umstrittenen Kirkuk in einem Aufstand gegen die Regierung von Premier Abdulkarim Kassem. Am Dienstag ist er in Berlin gestorben. Er wurde 83 Jahre alt.

© SZ vom 04.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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