Homosexuelle Partnerschaften:Union und FDP streiten offen über Gleichstellung

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"Ich bin schockiert über ihre Einlassung": Im Bundestag streiten die Koalitionspartner jetzt auch offen über die Gleichstellung der Homo-Ehe. Am Ende verhindern die Liberalen aber aus Koalitionsräson, dass es dazu kommt.

Von Robert Roßmann, Berlin

Union und FDP haben in den vergangenen Jahren manchen Konflikt ausgetragen. Aber so offen, wie am Donnerstagabend, haben sich die Koalitionäre schon lange nicht mehr gestritten. Auf der Tagesordnung des Bundestags stand die Gleichstellung von Lebenspartnerschaften mit der Ehe. Dass dies für die Koalition keine leichte Übung wird, war klar. Schließlich würden die Liberalen am liebsten mit der Opposition für die Gleichstellung stimmen. Für die Mehrheit der Unionsfraktion ist derlei aber noch des Teufels. Doch dass die Redner von CDU und FDP sich dann derart in die Haare gerieten, erstaunte selbst erfahrene Beobachter.

Die Christdemokraten hatten sich für Ute Granold als Rednerin entschieden. Die Frau ist seit 30 Jahren Familienanwältin - ihr dürfte die wahre Welt des Zusammenlebens eigentlich nicht fremd sein. Doch an diesem Abend merkte man davon wenig. Granold sprach leidenschaftlich gegen eine Gleichstellung der Lebenspartnerschaften im Adoptionsrecht. Ehe und Familie seien die "Keimzelle der Gesellschaft", sagte die CDU-Abgeordnete. Kinder bräuchten zu ihrem Wohle unbedingt Vater und Mutter. Dies brachte Granold empörte Zwischenrufe von Abgeordneten ein, die sich als Alleinerziehende um ihre Kinder kümmern. Ob die CDU-Frau für Zwangsheirat und ein Scheidungsverbot sei, wollte eine Linke wissen. Als Granold dann auch noch davon sprach, man könnte Eltern, die ein Kind zur Adoption freigeben, das Recht einräumen, Homosexuelle als neue Eltern auszuschließen, tobte nicht nur die Opposition.

Er sei "schockiert über diese Einlassung", sagte Michael Kauch, der für die FDP sprach. "Wenn wir das beginnen, wo enden wir dann?", fragte er. "Kann ich dann auch ankreuzen: keine Migranten, keine Schwarzen?" Außerdem würden Kinder Rollenbilder doch nicht nur bei Vater und Mutter lernen. Im Umfeld gebe es überall Onkel, Tanten und andere Bezugspersonen, sagte Kauch. Bereits jetzt würden Tausende Kinder in Lebenspartnerschaften groß. "Und diese Kinder wachsen gut auf, weil sie von ihren Eltern geliebt werden." Dann hielt Kauch der Union auch noch einen Satz des Bundesaußenministers vor: "Wenn die Gesellschaft weiter ist als eine Partei, dann ist das nicht das Problem der Gesellschaft."

Doch auch Kauch hatte an diesem Abend ein Problem. Er begründete zwar ausführlich, warum die FDP für die Gleichstellung der Homo-Ehe in allen Bereichen sei. Am Ende verhinderten die Liberalen aber aus Koalitionsräson erneut, dass es dazu kommt. Die Fraktionen von Union und FDP sorgten dafür, dass über einen entsprechenden Antrag der Grünen nicht abgestimmt werden konnte: Mit ihrer Mehrheit überwies die Koalition den Antrag zur Beratung in die Ausschüsse - da wird er lange hängen bleiben. Den FDP-Abgeordneten blieb dadurch wenigstens erspart, die Gleichstellung gegen ihre Überzeugung ablehnen zu müssen.

© SZ vom 15.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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