Hamburg:Schade

Innensenator Neumann ist zurückgetreten - er wird fehlen.

Von Thomas Hahn

Hamburgs Innensenator Michael Neumann ist zurückgetreten - das ist keine Überraschung. Spätestens seit dem Nein zur Olympia-Bewerbung drängte es ihn raus aus dem Amt, das im Spannungsfeld zwischen linksautonomem Milieu und eher konservativem Bürgertum oft vor Zerreißproben steht. Gut finden muss man diesen Rücktritt allerdings nicht. Gerade in der emotionalen Debatte über die sexuellen Übergriffe an Silvester zeigte Neumann, dass er Konflikte besonnen angeht.

Besonnenheit tut not nach dem Silvester-Horror von Köln, Stuttgart und Hamburg, der viele Anhänger der deutschen Willkommenskultur zutiefst verwirrt hat. Rücktritte können dabei hilfreich sein, aber sie tragen nicht zwingend zur klugen Aufarbeitung bei. Neumann war ein guter, wenn auch nicht immer unumstrittener Innensenator. Sein Nachfolger, der Bezirksamtsleiter Andy Grote, kann sich an ihm orientieren. Er kann sich von Neumann abschauen, wie man sich ohne viele Worte zur Willkommenskultur bekennt. Aber gleichzeitig klar macht, dass es auch unter Flüchtlingen einzelne gibt, die Banden ohne Moral und Respekt bilden. Es klingt irgendwie pathetisch, wenn man erklärt, dass eine aufgeklärte Gesellschaft auch etwas dafür tun muss, damit nicht andere ihre Werte zerstören. Aber Michael Neumann konnte das ganz gut: leise zeigen, um was es in der Sicherheitspolitik geht.

© SZ vom 19.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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